Viel zu erkunden

Vielleicht wird demnächst der Weg zur Sennhütte auch wieder die Chance mit sich bringen, dort einzukehren. Aber auch ohne diese Möglichkeit kann man am Weg dorthin Interessantes entdecken.

VON HORST VOIGTMANN

Schon am Anfang des Weges ist die auffällig andere Art des Waldes erkennbar. Dort, wo der Wegweiser Richtung Sennhütte zeigt, befindet man sich im Hutewald. „Es handelt sich hier um eine ganz alte Bewirtschaftungsform des Waldes. Früher hatten die Leute nicht so viel Futter für ihre Tiere. Sie haben ihre Tiere in die Wälder getrieben. Die Schweine konnten sich im Herbst an den Eicheln laben. Auch die Rinder fanden genug Gras. So sind fast parkähnliche Wälder entstanden“, erklärt Alexander Ahrenhold, Pressesprecher der niedersächsischen Landesforsten im Bereich des Sauparks. „Und das wiederum zieht Arten an, die in solchen Regionen optimale Bedingungen finden. Zum Beispiel den Hirschkäfer, sämtliche Spechtarten und auch besondere Pflanzen.“

Er zeigt auf einen Baum, an dem ein Teil eines anderen gefällten Baumes hängt. „Das ist eine Klotz-Beute, für ein Bienenvolk“, erklärt er. An den Schlitzen im unteren Bereich ist reger Flugverkehr der Honigbienen zu erkennen. Hier entsteht würziger Waldhonig! Heiko Brede, Naturschutzförster im Forstamt Saupark, macht auf eine weitere Besonderheit aufmerksam, die Wanderer entdecken können, wenn sie in Richtung Sennhütte unterwegs sind. An dem Bachlauf, der sich entlang des Weges zieht, sind kleine Mulden entstanden, in denen sich Wasser sammelt. In den Tümpeln ist Lebensraum für allerlei Tierarten entstanden, die in unseren Tagen selten geworden sind. Heiko Brede macht aufmerksam auf einen Molch, der unter der braun-milchigen Wasseroberfläche in seinen Umrissen erkennbar ist.

Weitere Bewohner solcher Tümpel sind Frösche, die in diesen Tagen laichen und dafür sorgen, dass sich demnächst hier Kaulquappen in großen Scharen tummeln werden, um sich wiederum zu Fröschen zu entwickeln. Allerlei kleine Insekten nutzen diesen Lebensraum und sind gleichzeitig Nahrungsangebot für andere Waldbewohner. Zum Beispiel: „Die Wasserläufer und andere Insekten bieten für die Zwergfledermaus eine wichtige Nahrungsgrundlage. Die größeren Fledermausarten, wie der kleine und der große Abendsegler jagen in höheren Regionen“, erklärt Brede.

Die Tümpel am Wegrand sind nicht nur Heimat für Amphibien und Kleininsekten. Auch die prächtigen Libellen brauchen diesen Lebensraum, um ihre Eier abzulegen, aus denen die hungrigen Larven entstehen, die sich dann über Kaulquappen, kleine Fische und Wasserinsekten freuen, bevor sie zu den faszinierenden Flugkünstlern werden. „Wir pflegen diese Tümpel. Jetzt sind sie noch ziemlich roh. Wenn sie nach und nach begrünen, ändern sich die Bewohner. Dann muss das Grün wieder entfernt werden. Ziel ist es, die Diversität zu erhalten“, sagt Brede. Die Waldflora habe einen Vorteil von den Tümpeln, denn durch sie halte sich die Feuchtigkeit im Boden und schafft für Bäume und Unterholz einen Ausgleich, bei einem heißen und trockenen Sommer, wie wir ihn künftig wohl zu erwarten haben.

Auch das Altholz, das durch Alterung der Bäume oder Stürme auf den Waldboden falle, habe seine wichtige Funktion für den Lebensraum der Kleintiere und Insekten.