Ein Park für Völksen

Wer das weitläufige Gelände des Hermannshofs in Völksen einigermaßen kennt, dem fällt die gravierende Veränderung auf. Dort, wo große Fichten standen, sind nur noch Baumstümpfe zu sehen – oder durch Arbeitsgerät aufgewühlte Bodenflächen.

VON HORST VOIGTMANN

Mehr als 50 tote Fichten mussten entfernt werden. An verschiedenen Stellen des Parkgeländes befinden sich jetzt Stöße mit dem Holz der gefällten Bäume. Feuerungsmaterial für viele Jahre. Derzeit ist Günther Erdmann dabei, das Holz in ein Meter große Teilstücke zu spalten und zu stapeln. Besonders imposant, fast ein Kunstwerk, ist der Stoß in der Nähe des Haupthauses, der wie eine Welle aufgebaut ist.

In enger Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege und der Gartenregion Hannover hatte der Hermannshof ein Parkpflege-Konzept für das Gelände entwickelt. Im Zuge dieser Maßnahmen sind mit Fördermitteln vom Bundesverband Soziokultur die toten Fichten gefällt worden.

In diesem Jahr soll der Park noch näher an das Dorf heranrücken – und ein Park für Völksen werden. Es soll dann dorfnahe Zugänge geben, die die Flächen weiterhin als Veranstaltungsort für Kunst und Kultur und Denkort für Studierende, aber künftig auch zum Picknickort für Familien werden lässt.

Wenn es die Coronalage zulässt, wird vom 13. Juni bis 18. Juli das Klangkunstfestival der Regionen mit der Aktion „Weitersagen!“, konzipiert von der Klangkünstlerin Anna Schimkat aus Leipzig, auf dem Hermannshof zu Gast sein. Anna Schimkat verwandelt die geschützten Nebenwege jenseits der Hauptstraßen in Klangwege, die dazu einladen, sich über die Struktur des Ortes bewusst zu werden.

Dabei spielen das Hören und Weitersagen von Informationen und deren Veränderung eine Rolle. Digitale und analoge Elemente wie Sprachrohre und Flüstertüten werden dabei eingesetzt.

Am 24. Juli wird ein Kultursommerkonzert auf dem Hermannshof mit dem „Ersten improvisierenden Streichorchester“ stattfinden. Das Ensemble von Musikerinnen und Musikern verschiedener Couleur aus Deutschland und der Schweiz lässt Noten, Dirigent und herkömmliche Sitzordnung hinter sich und verwandelt jede Räumlichkeit in eine Klangperformance der besonderen Art. Das Open-Air-Konzert ist ein Highlight im Hermannshof-Konzertprogramm. Im August können Besucher Molière begegnen. Am 6., 7. und 8. sowie am 12., 13. und 14. August agiert hier eine Theatergruppe, die sich aufs Land geflüchtet hat, weg vom Virus und weg vom Wahnsinn, weg von mehr oder weniger verwaisten Theaterhäusern. Die Schauspieler hadern mit ihrem Schicksal. Wird ihr Beruf, wird ihre Kunst dem Seuchenschutz zum Opfer fallen? Sind sie überflüssig? Geächtet? Oder waren sie das immer schon?

Die Theatergruppe verbeißt sich in die irrwitzigen Komödien von Molière, die erbarmungslos angetrieben werden von den Wahnvorstellungen ihrer Hauptfiguren, Menschen am Rande des Nervenzusammenbruchs, Geizige, Menschenfeinde, eingebildete Kranke. Das Stationenspiel beginnt in der Abenddämmerung im Park und endet in der Dunkelheit vor der Kulisse des großen Sommerhauses aus den 1920er-Jahren.

Was es sonst noch gibt?

Am 4. und 5. Juli eröffnen Studierende der Hochschule Hannover im Fachbereich Experimentelle Gestaltung ihre Ausstellung im Park mit Interventionen und Objekten. Zu sehen sind die Ergebnisse eines mehrwöchigen Workshops. Vom 8. bis 12. Juli gibt es – wie jedes Jahr – Sommerkino. Und am 10. September ist das Literaturfest Niedersachsen zu Gast. Sechs Autoren lesen im schnellen Wechsel an drei Leseorten im Park. Alle diese geplanten Veranstaltungen stehen natürlich unter dem Vorbehalt der Lage.