Verantwortlich handeln

Petra Haupts Wohnung ist klein, ihr Garten im Tiefental groß. Die gebürtige Saarländerin umgibt sich gern mit Dingen, die handwerklich gut gemacht und entsprechend fair entlohnt wurden.

Empörend findet sie, wie viel billiges Palmfett die Menschen Tag für Tag nahezu unbemerkt benutzen. Um den Preis, dass dafür Urwälder verloren gehen.

Seite 4 „Der Regenwald ist unsere Lunge“, ärgert sie sich. Selbst Verantwortung zu übernehmen für sich, die eigene Gesundheit und nach Möglichkeit auch für den Planeten, ist ihr in Mark und Bein übergegangen. Spätestens seit sie schwer krank einer folgenschweren Operation auswich und sich wieder zu einem stabilen, beweglichen Rückgrat verhalf.

Fit geworden ist Petra Haupt nach einer schweren Operation mithilfe der chinesischen Meditations-, Konzentrations- und Bewegungsform Qigong. Sie begann eine eigene intensiven Ausbildung bei Qigong-Meistern in Österreich, daraus erwuchs ihr aktueller „Brotjob“. Doch so sehr ihr selbst und dem aufgebauten Kundenstamm der Sinn nach angeleiteten Übungseinheiten steht, so klar sind die aktuellen Einschränkungen in der Ausübung dieses Berufes.

Umso mehr ein Grund, in sich hineinzuhorchen und herauszufinden welche Möglichkeiten die Krise bietet. Petra Haupt ist zurückgekehrt zu ihren Wurzeln und hat beschlossen, den kleinen Pavillon nahe dem Friedhof an der Hannoverschen Straße wieder aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken. Von 2009 bis 2014 hatte sie dort frische Blumen und Eine-Welt-Laden-Produkte angeboten. „Ich hatte mich einfach verliebt in diesen kleinen Schuppen und war schon seit einer schicksalhaften Begegnung als Sechsjährige fasziniert von dem Konzept solcher Läden, die mit ihrer Atmosphäre und diesen kunstvollen Dingen magisch anziehend auf mich als Kind wirkten“, erklärt sie.

Heute ist Petra Haupt 57. Ihre Wertorientierung ist mit den Jahren umso größer geworden. Ihr inzwischen erwachsener Sohn besuchte die Waldorfschule in Sorsum. Ab diesem Zeitpunkt freundete sie sich nach und nach mit Bad Münder und den Niedersachsen an. Die Überzeugung, dass so etwas wie ein Unverpackt- oder ein Bioladen sich gut machen würde in der Kurstadt, teilt sie mit manchen Einwohnern der Stadt. Doch statt sich lange den Kopf zu zerbrechen, legt sie lieber im Kleinen los. „Hier im Laden habe ich kein fließendes Wasser und darf darum keine Lebensmittel verkaufen“, sagt sie. Was aber geht sei: „Alles fürs Bad und den Hausputz, Kosmetik ohne Mikroplastik und Palmfett und nützliche oder einfach hübsche Dinge, die Freude machen.“ Kerzen selber gießen mit nachhaltigem Material legt sie Familien mit Kindern nahe. „Das macht einfach Spaß“ spricht sie aus Erfahrung. Das Experiment, sich die Zähne nicht nur mit hübschen Holzzahnbürsten, sondern auch mit Zahntabletten zu putzen, hat sie selbstverständlich selbst gewagt und für gut befunden. Die Zutatenlisten der Naturkosmetik, die sie künftig führt, prüfte sie eingehend, bevor sie die Produkte zunächst in ihr eigenes Leben integrierte.

Ihre Handelspartner sind zum Großteil andere als zu Eine-Welt-Laden-Zeiten. Ihr Konzept ist nicht gänzlich neu, aber nach eigenen Maßstäben überarbeitet. Kurz vor der geplanten Eröffnung hofft und vertraut Petra Haupt darauf, dass jetzt, klimakrisenbewusst und coronaerschüttert, noch mehr Menschen sorgfältig ausgewähltes, kunstvoll Hergestelltes und fair Entlohntes zu schätzen wissen.

Sofern die landesweiten Rahmenbedingungen es zulassen, will Petra Haupt den Pavillon im Mai eröffnen. Klein aber fein, gut gelaunt und Qigong-gestärkt freut sie sich auf neue wie alte Kunden. Die geplanten Öffnungszeiten sind montags, dienstags und mittwochs von 9.30 bis 13 Uhr. Außerdem montagnachmittags zwischen 14 und 16 Uhr.