Viel unterwegs

Siebo Schott muss für die meisten seiner Aufgaben, die er als Pastor der Hannoverschen Landeskirche wahrnimmt, in seinen Auto steigen.

Ob er gerade zu Besuchen in den sechs Altenheimen in und rund um Bad Münder aufbricht, Aufgaben in den Kirchengemeinden Schulenburg und Jeinsen wahrzunehmen hat oder auch in der Gemeinde Wilkenburg/Hakenbleck, die derzeit keinen Pastor hat.

Und die nächste Vertretung ist auch schon angekündigt, dann wird Siebo Schott in Laatzen einspringen, weil dort eine Vakanz entsteht. Gelegentlich ist er auch als Notfallseelsorger im Einsatz. Zum Beispiel nach einem Autounfall oder bei einem Löscheinsatz der Feuerwehr.

Als Covid 19 im zurückliegenden Jahr beängstigend massiv auftrat und besonders viele Bewohner und Pflegekräfte in den Altenheimen betroffen waren, durfte Siebo Schott gar keine Besuche in Altenheimen machen. „Nach der kurzen Schockphase gingen wir dazu über, die Gottesdienste für die Bewohnerinnen und Bewohner der Häuser nach draußen zu verlegen. Das war teilweise was Neues in den Heimen. Ich habe das als Bereicherung erlebt“, sagt Pastor Schott.

Aber als es dann wieder heftiger wurde, kam es zum totalen Shutdown und die Türen waren auch für den Seelsorger geschlossen, obwohl für die alten Menschen Kontakte besonders wichtig sind.

Inzwischen ist es für ihn wieder möglich, nach einem negativen Schnelltest, Besuche zu machen. Doch weil Siebo Schott selber zur Risikogruppe gehört, macht er nur die nötigsten Besuche. Immerhin gibt es aber noch die Geburtstagsgrüße, die in schriftlicher Form den Bewohnerinnen und Bewohnern übergeben werden.

„Ich habe mir dann angewöhnt, bei jedem Gottesdienst der stattfand, am Ende jeweils zu Seelsorgebesuchen einzuladen. Dieses Angebot wurde vereinzelt von den Heimbewohnern auch gerne angenommen.“

Weil natürlich auch die Angehörigen keine Besuche machen konnten, sei in der Anfangsphase häufig auch darüber geklagt worden, dass der Kontakt zu den Familienmitgliedern fehle. „Viele sind aber einsichtig und verständnisvoll gewesen, dass diese Einschränkungen nötig sind. Bei einigen trat eine große Gelassenheit ein, denn in dieser Altersgruppe wissen die Menschen, dass jeder schließlich sterben muss.“

Für seine Osterpredigt hat Siebo Schott einen Text von Eugen Drewermann gefunden, der das Jesuswort aus Johannes 12, Vers 25 aufnimmt: „Wer sein Leben lieb hat, der wird’s verlieren.“ Drewermann sagt dazu: „Die Angst vor dem Tod wird uns töten, längst ehe er uns physisch ereilt. Die Kraft, wirklich zu existieren, die Länge des Atems wird uns genommen, in dem wir immer hektischer ... darauf aus sind, nicht mehr zu leben, sondern unser Leben zu sichern ... je sicherer es wird, desto sicherer ist es tot.“

In den Altenheimen könne er durchaus so über den Tod reden, denn Menschen mit einem hohen Lebensalter, so Pastor Schott, seien wohl eher in der Lage, dem eigenen Ende ohne große Angst entgegen zu schauen.

„Sie müssen damit rechnen, dass ihr Ende jeden Tag kommen kann – das ist dem Alter geschuldet – und insofern fällt das vielen der älteren Menschen auch leichter, über den Tod zu sprechen. Sterben gehört zum Leben dazu.“