Trauern und Abschied nehmen: In Coronazeiten ganz anders

VON HORST VOIGTMANN

Springe. Ein wichtiger Gesichtspunkt bei der Vermeidung von Ansteckungen mit der Viruserkrankung Covid 19 und im Kampf gegen die weltweite Pandemie ist bekanntlich die Kontaktvermeidung. Das gilt natürlich auch für Beisetzung von verstorbenen Familienangehörigen. Je nachdem, wie groß die Kapelle ist, in der eine solche Trauerfeier stattfinden soll, muss die Anzahl der Teilnehmer an einer Trauerfeier begrenzt werden. Ein Abstand von 1,50 Metern zwischen Menschen aus unterschiedlichen Haushalten muss möglich sein.

Der Springer Bestatter Thomas Strey muss den Menschen, die zu ihm kommen, um einen Angehörigen beisetzen zu können, diese Einschränkung klar machen. Strey hat Kaufmann gelernt und war in einem großen Unternehmen beschäftigt. Er hatte schon immer das Gefühl, dass er noch etwas anderes machen sollte, als die reine Bürotätigkeit. In Schweden hat er als Bestattungshelfer Erfahrung gesammelt. „Dabei habe ich festgestellt, dass ich so etwas auch gern im Hauptberuf machen würde.“

Vor etwa 30 Jahren ergab sich für ihn die Möglichkeit, umzusteigen. Seit rund 25 Jahren arbeitet er inzwischen als Bestatter in Springe. „Ich mache meinen Beruf sehr gerne, mir ist es wichtig, für die Menschen in dieser Situation da zu sein und sie zu unterstützen.“

Seine Arbeit sei manches Mal auch sehr schwer, denn hin und wieder sterbe auch ein junger Mensch. Eltern und Großeltern dann gegenüber zu sitzen, das sei auch für ihn sehr schwer, erklärt Thomas Strey.

„Ich habe Freunde durch dieses intensive Miteinander im Rahmen einer Beisetzung gewonnen, zu denen ich nun schon viele Jahre Kontakt habe. Nach wie vor habe ich das Gefühl, dass ich mich gut einfühlen kann in die Situation der Menschen, die mir in diesem Zusammenhang begegnen. Und ich glaube, genau das ist sehr wichtig.“

Angst oder Scheu vor dem Tod habe er nicht, sagt er, auch nicht vor dem eigenen Tod.

Durch Corona sei zwar der Tod immer noch derselbe, aber das Abschiednehmen hat sich verändert, erzählt der Springer Bestatter. „Es ist ein absoluter Schnitt. Wenn der Tod durch oder mit Corona eintrat, ist es nicht möglich, das verstorbene Familienmitglied noch einmal zu sehen“, so Thomas Strey.

So oder so müssten Familien sich in einem ganz persönlichen Kreis verabschieden. Oft dürfen die Freunde nicht alle kommen, je nachdem wie groß der Freundeskreis ist. Manchmal geht es ja auch um Kollegen aus dem Betrieb oder Vereinsmitglieder. Die können dann an der Trauerfeier auch nicht alle teilnehmen.

Er habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass Menschen nach einer Trauerfeier im engsten Kreis von Freunden und Familie für sich feststellten, dass es gut so war. Bei anderen entstehe das Gefühl, dass es in dieser kleinen Runde gar kein richtiger Abschied gewesen sei.

Was sicherlich noch viel schlimmer ist als die kleinere Anzahl der Gäste bei einer Trauerfeier: Oft haben die Angehörigen nicht die Möglichkeit, das im Sterben befindliche Familienmitglied im Krankenhaus in den letzten Stunden des Lebens zu begleiten. Und das gilt nicht nur bei Menschen, die mit Corona in das Krankenhaus eingeliefert wurden. „Manches Mal findet der Abschied von Angehörigen am Krankenwagen statt“, sagt Thomas Strey. Und fügt hinzu: „Man sagt sich vielleicht noch: Wir sehen uns bald wieder! Aber dann kommt es doch ganz anders. Das, so finde ich, ist das Schlimmste überhaupt, wenn man sich nicht verabschieden kann“. Kein Besuch am Krankenbett sei möglich, weil das Krankenhaus natürlich darauf achtet muss, dass wegen Covid 19 die Kontakte reduziert werden müssen.