An der Tankstelle soll es weiterzwitschern

VON KATHARINA WEIßLING

Hachmühlen. Noch zurückhaltend zeigt der Frühling seine Farben. Doch in Hachmühlen, direkt hinter der Tankstelle, lockt Buntes an den Bäumen. Mehr als 20 Vogelnistkästen hängen dort gut sichtbar in einigen Metern Höhe. Anwohner freut es, für manche Autofahrer ist es eine hübsche Abwechslung und viele kleine Hachmühler Kinder sind mächtig stolz. Denn sie waren es, die die vielen Nistkästen liebevoll angemalt haben.

Nicht einfach so, nicht aus Corona-Langeweile, sondern mit einem handfesten Grund. Momentan bewohnt eine ganze Spatzenkolonie die Tankstelle an der Bundesstraße 217. Doch das langjährige Zuhause der kleinen Vögel wird es so bald nicht mehr geben.

Denn die in die Jahre gekommene Classic-Tankstelle mit seit langem ungenutzter Werkstatthalle soll abgerissen und durch einen modernen Neubau ersetzt werden. „Wir wollen da eine zeitgemäße Tankstelle mit moderner Waschanlage haben“, informiert Verkaufsleiter Eduard Klüschke. Der Bauantrag sei gestellt und nach Möglichkeit soll die Maßnahme noch in diesem Sommer vonstatten gehen, parallel zu den Bauarbeiten an der Bundesstraße 217. „Dann wäre die absatzschwache Zeit optimal genutzt“, erklärt Klüschke.

Für die Vögel in der Halle sind das schlechte Nachrichten. Auch wenn die Spatzen noch nicht auf der Roten Liste gefährdeter Arten stehen, nimmt ihre Population leider immer weiter ab.

Und das hat verschiedene Gründe: An modernen Gebäuden finden sie seltener Hohlräume als an älteren Häusern, zugleich verringert sich das Nahrungsangebot für die kleinen, wenig scheuen Singvögel. In Hachmühlen haben sie sich sämtliche Nischen über Jahrzehnte hinweg kuschlig eingerichtet. Etliche Löcher und viele kleine Styroporkugeln auf dem Boden zeugen davon.

Im Februar, als Eduard Klüschke und Tankstellenbetreiber Jan Rottmann gemeinsam durch die Räumlichkeiten gingen, fassten die Männer den Entschluss, so schnell wie möglich einen alternativen Lebensraum für die Spatzen zu schaffen, die seit eh und je zur Tankstelle gehören.

Gesagt getan: Mitarbeiterin Andrea Schmidt besorgte spezielle Spatzennistkästen. „Aber mit meinen Kindern hätte ich nicht genug für die ganze Population bemalt gekriegt“, sagt sie. Und so nutzte sie, dass die Wege im Dorf kurz sind.

Auf Anfrage sagte der Kindergarten Hachmühlen sofort zu mitzuhelfen. „Für die Kinder war das eine schöne Abwechslung zum Alltag, erzählt Doroto Greulich, Erzieherin der Grashüpfer-Gruppe, die eifrig an den Kästen gearbeitet hatte. Zwei Tage dauerte es, bis drei Dutzend Kästen sorgfältig bemalt waren. Mal mit Punkten, mal vielfarbig, meistens mit etwas Unterstützung der Erwachsenen.

„Die Farben durften die Kinder sich aussuchen“, sagt die Erzieherin. „Und jetzt sind sie stolz wie Oskar, dass ihre Werke hängen“, setzt sie hinzu.

Darauf, dass das Material hochwertig, zertifiziert und auch die Farben ungiftig sind, hatte Andrea Schmidt beim Einkauf geachtet.

Auch dass sie in die richtige Himmelsrichtung zeigen, wurde berücksichtigt. Allein: Auch der Haussperling ist ein Gewohnheitstier. Und so sind bisher sind die neuen Kästen noch so leer, wie das Treiben am alten Ort munter ist.

Sämtliche Maßnahmen von einem geschlossenem Hallentor über ein Maschengeflecht unterm dem Dachvorstand und Vergrämungsgeräusche konnten die Spatzen bisher nicht zum Umzug bewegen. Zur Zeit haben sie selbst zu bauen. Es ist Frühling und bald kommt Nachwuchs.