Von Blockflöte bis Schlagzeug

Dass ihr Sohn musikalisch ist, haben die Eltern von Hans Peter Reicher früh entdeckt.

Zunächst beschäftigte er sich mit der Sopran-Blockflöte, später mit der Alt-Flöte. Mit acht Jahren lockte die Klarinette für einige Jahre.

Als 15-Jähriger wollten seine Freunde eine Band gründen. Die übliche Besetzung waren zwei Gitarren, ein Bass und das Schlagzeug. „Die anderen hatten ihre Instrumente schon, so blieb für mich nur das Schlagzeug. Das hat mich sofort fasziniert. Ich habe dann schnell damit begonnen, mir Jazz-Platten zu kaufen und Jazz zu hören“, erinnert sich Reicher.

Er begeisterte sich für Musik von Frank Sinatra und Count Basie. So entstand bei ihm der Wunsch, genau solche Musik zu machen. Damals lebte er mit seinen Eltern in Österreich, in der Stadt Graz.

Schon nach seinen ersten Versuchen mit dem Schlagzeug war er begeistert von dem Instrument und wäre am liebsten gleich an die Hochschule gegangen, um als Junior-Student dort mehr zu lernen. Aber damals war die Begeisterung wohl doch größer als die zu dem Zeitpunkt vorhandenen Fähigkeiten.

Nach drei Jahren an der Landesmusikschule nahm er einen zweiten Anlauf und wurde, zur großen Freude seines Musiklehrers, in das Studium aufgenommen.

Reichers Wunsch war es, Profi-Musiker zu werden. Während des Studiums saß er nicht nur am Schlagzeug, sondern musste auch den Umgang mit Marimba und Vibraphon erlernen.

Mit seinem Musiklehrer der Landesmusikschule hat er noch immer Kontakt. 30 Jahre hat der Schlagzeuger unterrichtet. Aber nur zwei seiner Schüler haben die Aufnahmeprüfung an die Musikhochschule geschafft. Einer davon ist Hans Peter Reicher. „Ein Leben ohne Musik kann ich mir überhaupt nicht vorstellen“, sagt Reicher. Aber der Realismus hat ihn eingeholt, denn die Kollegen, die sich ganz für die Musik entschieden haben, haben es sehr schwer und oft kein regelmäßiges Einkommen. Es sei denn, sie schaffen es, eine Anstellung bei einer Big-Band, wie sie Rundfunksender sich leisten können, zu bekommen. „Eine zeitlang habe ich auch in der Musikschule Bad Münder unterrichtet. Das hat auch Spaß gemacht. Aber als Haupttätigkeit ist das für mich keine Option.“

Derzeit durchläuft Reicher eine Zusatzausbildung als Tontechniker und erweitert damit seine Kompetenz, Musikaufnahmen zu produzieren, aus denen dann Tonträger werden können.

Die Münderaner kennen den Profi-Musiker Hans Peter Reicher von den Auftritten der Jazz-Combo „Under Arrest“ und der „Big Band Bad Münder“, bei denen er das Schlagzeug traktiert. Außerdem ist er bei der Uni-Big-Band in Hannover seit zwei Jahren aktiv.

Der Grund, nach Norddeutschland zu übersiedeln, war die Liebe. Seine Frau arbeitete damals in Hannover. „Wir haben für den gleichen Konzern gearbeitet, haben uns kennengelernt und dann bin ich nach Deutschland gezogen.“

Seine Haupttätigkeit ist die eines Entwicklungsleiters bei der Firma Schwering & Hasse in Lügde bei Bad Pyrmont. „Da geht es um spezielle Drähte für die Automobilindustrie. Das ist im Moment sehr spannend, weil ich in dem Zusammenhang natürlich mit der Elektromobilität zu tun habe. Dadurch verändert sich die Anforderung an die Produkte, die bei uns produziert werden.“

Bei aller Liebe zur Musik: Reicher ist mit seinem Beruf sehr zufrieden, der ihn immer wieder auch herausfordert.