Er ist der Neue

Nachdem Pastor Wolfgang Warnecke am 31. Oktober seinen Dienst in Bad Münder aus gesundheitlichen Gründen beenden wird, nimmt sein Nachfolger, der promovierte Theologe Michael Kleine, in Bad Münder seine Tätigkeit auf.

Pastor Kleine ist Sohn deutscher Eltern, die nach Brasilien ausgewandert sind, ist in Südamerika geboren und bei seinen Eltern zweisprachig aufgewachsen. „Die Familie ist Mitte des 19. Jahrhunderts nach Brasilien ausgewandert“, erzählt Kleine. Nach dem Studium der Theologie, das er in Brasilien abgeschlossen hat, sei er mit seiner Frau, die ebenfalls Theologie studiert hat, für die Promotion nach Marburg gekommen. „Diese Zeit hat sich für die Verständigung in deutscher Sprache positiv ausgewirkt. Aber eigentlich ist natürlich Portugiesisch meine Muttersprache.“

In Brasilien ist es üblich, dass die Gemeinden alle drei Jahre über die Verlängerung der Tätigkeit ihres Pastors entscheidet. Durch den Regierungswechsel in Brasilien hatte sich die Situation als Gemeindepastor gravierend verändert, denn einige seiner Gemeindeglieder seien Anhänger des autoritären regierenden Präsidenten Jair Bolsonaro. „Seine Äußerungen schon im Wahlkampf hatten nichts mit christlichen Werten zu tun. Da konnte ich nicht einfach nur zugucken.“

Weil Kleine seine kritische Haltung manchen Positionen des späteren Präsidenten gegenüber nicht verbergen konnte, wollte die Gemeinde seine Dienste nicht länger in Anspruch nehmen. Außerdem gebe es, anders als in Deutschland, derzeit in Brasilien mehr Pfarrer als Stellen in den evangelischen Gemeinden. Das führte dazu, dass Michael Kleine mit seiner Ehefrau, Helga Rodrigues-Pfannemüller, die ebenfalls Pastorin ist, und seinen beiden Söhnen, Francisco, 19, und Mathias, 5 Jahre alt, nach Deutschland kam. Hier bewarb Kleine sich erfolgreich um eine Pfarrstelle in der Hannoverschen Landeskirche. Francisco hat auch schon berufliche Pläne. Er lernt derzeit Deutsch in der Volkshochschule in Hameln und möchte gerne die Fachhochschulreife erreichen, um Sozialpädagogik zu studieren.

Pastor Kleine wird in Bad Münder als Nachfolger von Wolfgang Warnecke tätig werden. Deshalb wird am 31. Oktober um 17 Uhr in einem regionalen Gottesdienst in Nettelrede, den Dietmar Adler halten wird, nicht nur Wolfgang Warnecke verabschiedet, sondern auch Michael Kleine als sein Nachfolger begrüßt.

Als theologisches Thema für seine Doktorarbeit hat sich Michael Kleine mit dem Alten Testament auseinandergesetzt. Er hat untersucht, wie Solidarität sich zwischen kleinen Menschengruppen wie der Familie und der Nachbarschaft sowie im großgesellschaftlichen Kontext Israels als Volk gestaltet. „Die Ausgangsfrage war: Nächstenliebe, ist das überall dasselbe? Während man beim unmittelbaren Kontakt zwischen Menschen von Nächstenliebe sprechen kann, muss man im politischen Kontext, wo es um Regeln geht, wohl eher von Gerechtigkeit sprechen.“

Auf die Frage, was er als Pastor in die Gemeinde einbringen möchte, reagiert er zurückhaltend. Er wolle erst die Gemeinde kennenlernen, um dann gemeinsam mit den Kollegen zu schauen, wie er sich in die Arbeit einbringen kann. „Auf jeden Fall weiß ich schon, dass ich die Konfirmandengruppe von Pastor Warnecke übernehmen werde.“