Wo sich die Hummeln tummeln

„Die Fläche, auf der wir jetzt stehen, stand zum Verkauf. Als ich das erfuhr, sagte ich spontan: Die würden wir gerne kaufen“, erinnert sich Jens Becker, stellvertretender Vorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu) Bad Münder.

Inzwischen ist aus dem spontanen Plan ein Großprojekt geworden: So konnten die Naturschützer aus Bad Münder das Areal in der Nachbarschaft zum Dorf Böbber übernehmen, denn das Ackerland fand keinen Interessenten aus der Landwirtschaft und konnte mit Zuwendungen aus dem Insektenschutzprogramm des Landes Niedersachsen in Höhe von 40 Prozent des Kaufpreises übernommen werden. Die restlichen 60 Prozent schoss der Bund zu.

„Das ist wahrscheinlich die größte oder mindestens die zweitgrößte Einzelmaßnahme in diesem Jahr in Niedersachsen“, sagt Becker stolz.

Anfang September wurde eingesät und es ist schon erkennbar, dass die Saat aufgeht, die unterschiedliche Insekten und Vögel anlocken wird. „Ohne Hans-Jürgen Imhoff wäre das alles gar nicht möglich gewesen. Er hat die nötigen Geräte, hat den Boden vorbereitet und das Saatgut aufgebracht“, sagt Becker. Ein vier Meter breiter Saum mit seinen Pflanzen wird besonders die Schmetterlinge anlocken.

Rund um das Areal wird eine Hecke gepflanzt, in der die Espe, die Eiche und der Faulbaum vorkommen. „Espe und Eiche sind die wichtigsten Schmetterlingspflanzen, die wir hier heimisch haben. Die Schmetterlinge sind teilweise so spezialisiert, dass beispielsweise die Raupe des Zitronenfalters unbedingt den Faulbaum als Futterpflanze braucht.“ Viele andere Falterarten nutzen die Brennnessel als Futterpflanze.

Bienen, Wespen, Schmetterlinge und Käfer, so die Absicht, sollen auf dem Schiefen Brink ein Zuhause bekommen, wo sie alles das finden, was sie zum Leben brauchen. „Und das kommt der heimischen Vogelwelt zugute, weil es natürlich ohne Insekten keine Vögel gibt. Wir unterstützen damit auch heimische Arten, die auf der Roten Liste stehen, die also vom Aussterben bedroht sind, wie den Wendehals, den Grünspecht, den Grauspecht und vielleicht wird sich hier auch ein Steinkauz wieder ansiedeln. Auch die Feldlerche, die ja auch auf der roten List steht, wird hier Nahrung und Brutraum finden“, ist sich Becker sicher.

Die Vogelarten, die auf nährstoffarmen Magerwiesen heimisch sind, werden durch das Projekt besonders gefördert, denn auf der Kuppe des 50000 Quadratmeter großen Areals wird eine große Magerwiese entstehen. Samenhaltiges Schnittgut, wie es auf einer Magerwiese gewachsen ist, wurde dort ausgebracht und wird dazu führen, dass im kommenden Jahr eine blühende Wiese mit Kraut- und Halbstrauchpflanzen entsteht, auf der sich Bienen und Hummeln tummeln.

Steine und Altholz liegen auch schon bereit, damit Igel und Käfer auf dem Areal Schutz- und Rückzugsräume finden, vielleicht sogar auchEidechsen. Nun hofft Jens Becker, dass die Bevölkerung in Bad Münder und den dazugehörenden Ortschaften auch den nächsten wichtigen Schritt mitträgt. Am 7. November ab 9 Uhr soll auf dem Schiefen Brink in großes Pflanzfest steigen. Viele Hände werden da gebraucht, um die Hecke rund um die Insektenwiese zu pflanzen. Bitte, wenn möglich, einen Spaten mitbringen. Jeweils sechs Personen bilden ein Pflanzteam.

Anmeldungen für das Pflanzfest sind per E-Mail an insektenwiese.schiefer.brink@gmail.com möglich. Informationen gibt es auch unter www.insektenwiese-schiefer-brink.com.