Die Farben des Gartenjahres

VON KATHARINA WEIßlING

Bad Münder. Ursula Hoene ist ein zupackender Typ Mensch. Und so verwandelte die Seniorin ihre Wut nach einer gescheiterten Liebe in ein wahres Gartenparadies. Jetzt ist es mehr als 13 Jahre her, dass die Münderanerin beherzten Schrittes durch Georgstraße und Adolf-Schröder-Weg spazierte und dabei laut ausrief: „Ich suche einen Garten, wer hat einen Garten zu vermieten?“

Eine Nachbarin hörte sie damals, gab einen Tipp, an welchen Eigentümer sie sich wenden könne. Kurz darauf hatte Hoene noch lange keine blühende Oase. Dafür aber eine umfangreiche Aufgabe. An die 800 Quadratmeter verwilderten Landes, um das sich lange niemand gekümmert hatte.

Mit voller Energie machte sich Ursula Hoene ans Werk. Grub ein, säte aus, zupfte Unkraut, ließ aber auch geschehen. „Vor Jahren kam hier regelmäßig ein Paar aus Hannover und fotografierte die schönen Stockrosen am Schotterweg. Letztes Jahr war das vorbei, die Stockrosen hatten sich neue Orte gesucht“, sagt sie und deutet auf die großen Blätter, die hier und da in den Beeten zu entdecken sind. „Das ist nun mal so, ein Garten wandelt sich“, sagt sie mit wohlwollendem Blick auf die Beete.

Eng beieinander blüht da gerade Ackelei in weiß und lila neben Klatschmohn von beeindruckender Größe. Im Wald gesammelte Feldsteine aber auch sorgsam gepflegte Buchsbäumchen umsäumen manche Rabatte. „Der Buchsbaum macht sich hier einfach gut“, sagt Hoene dazu. Dass auch der gefürchtete Buchsbaumzünsler bisher kaum Schaden anrichten konnte, ist wohl Hoenes kommunikativer Art zu verdanken.

In vielen Gärten in der Umgebung hat sie schon ausgeholfen und dabei nicht nur Pflanzen ausgetauscht, sondern auch wertvolles Wissen darüber. „Ein Sud aus klein geschnittenen Thuja-Zweigen und herkömmlichem Maggiekraut (Liebstöckel) mit kochendem Wasser überbrüht und zwei Tage stehen gelassen hilft gegen solche Schädlinge“, sagt die Rentnerin. Das habe ein sehr erfahrener Gärtner aus Rinteln ihr einmal verraten. Seitdem hat auch ein Lebensbaum Platz in ihrem Garten. Unkrautvernichtungsmittel kommen ihr nicht an die Pflanzen. Lieber zupft sie aus, was ihr nicht beliebt. Es wäre auch zu schade um die köstlichen Johannisbeeren, Brombeeren und andere Gartenfrüchte, von denen ihre Urenkel naschen. Sie selbst kocht daraus bevorzugt Gelee, dass sie gerne auch den Eigentümern des Gartens bringt. „Ich halte das für eine besonders schöne Form von Miete“, kommentiert sie diese Gewohnheit. Der kleine Nutzgarten inmitten der Blühoase bringt darüber hinaus Kohlrabi, Radieschen, Zuchini und natürlich Erdbeeren hervor.

Ein stattlicher Walnussbaum hinten auf dem Grundstück versorge die ganze Gartennachbarschaft mit Nüssen. „Das ist toll hier, und über viele Jahre gewachsen“, sagt sie mit Bezug auf Gleichgesinnte am Adolf-Schröder-Weg. Die sorgsam zusammengekehrten Blätter des Baumes lässt sie über Jahre zu leicht saurer Erde werden, die manche Pflanzen bräuchten. Für ausreichend Wasservorrat sorgt ein 2500-Liter-Tank neben dem Gartenhäuschen. Und dafür, dass das Zupfen unerwünschter Kräuter nicht überhand nimmt, der Storchenschnabel. Besonders am Grundstücksrand durfte der sich nahezu ungehindert ausbreiten. „Das ist mein persönlicher Tipp für alle, die es sich ein bisschen einfacher machen wollen. Dadurch, dass die Storchenschnabelblätter immergrün sind, kommt nur zwischendurch mal ein einzelner Löwenzahn hoch.“ Der Storchenschnabel blüht aktuell in rosa und macht das Schmuckstück mit herrlichem Blick auf Hamelspringe geradezu perfekt. „Es ist mein persönliches Schmuckstück“, so Hoene.