Musizieren in schwierigen Zeiten

Die Corona-Pandemie stellt harte Einschnitte dar, auch für Berufsmusiker wie Erich Scharnofske aus Gestorf und Nikolai Gliserin aus Völksen.

Wie die meisten anderen Musiker auch, sind sie wegen abgesagter Auftritte praktisch arbeitslos – und damit auch ohne Einnahmen. Mit einem Angebot, mit gebührendem Abstand vor Alten- und Pflegeheimen oder auch zu Jubiläen ein Ständchen zu bringen, wollen sie den Menschen mit ihrer Musik gerade während dieser Krisenzeit eine Freude machen. Zugleich biete es eine Möglichkeit, den eigenen Lebensunterhalt bestreiten zu können, sagt Scharnofske.

„Den frohen Klang unserer Trompeten hört man auch im Haus am Fenster oder auf dem Balkon, wenn wir von der Straße aus, im Garten oder unter dem Balkon musikalische Wünsche erfüllen“, erklärt Scharnofske. Im Duett mit Gliserin möchte er – im Freien und mit gebührendem Abstand natürlich – auf Anfrage spielen. „Laut genug sind wir als Trompetenduett ja, um auch aus der Distanz gehört zu werden“.

„Wir haben ein breit gefächertes Programm, sind aber auch für alle Musikwünsche offen“, so der Gestorfer über die Idee, gemeinsam mit Gliserin für Unterhaltung zu sorgen. Gliserin, der auch den Völksener Musikverein dirigiert, spielt auch bei der Königlichen Blasmusik Hannover, die Scharnofske leitet. Während der Corona-Krise und dem Stillstand des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens anderen Menschen eine Freude zu machen, sei ihnen ein Anliegen, so Scharnofske. Da derzeit alle gebuchten Termine bis Ende Mai angesagt seien, habe er auch viel Zeit, so der Gestorfer.

Die beiden Trompeter spielen im Duett – und in einer barocken Kostümierung. In diesem Barockstil mit einer sogenannten Allongeperücke treten die beiden auch gemeinsam bei der Königlichen Blasmusik Hannover auf und machen damit zugleich optisch einen guten Eindruck. Die Zuhörer könnten also vom Fenster oder Balkon aus nicht nur den weithin hörbaren Trompetenstücken lauschen, sondern sich zudem an dem Bild des Duetts erfreuen. Das gleiche Konzept sei auch für runde Geburtstage denkbar, bei denen Feiern ausfallen müssten.

Einen ersten Auftritt haben die beiden Musiker jetzt im Diakoniezentrum Jägerallee absolviert – sehr zur Freude der Bewohner, wie der Pastor der Einrichtung, Ralph Zintarra, berichtet. Mehr als 220 vor allem ältere Menschen leben im Diakoniezentrum.

„In Zeiten der Corona-Krise ist das Leben hier nicht so einfach. Man möchte die Bewohner des Pflegeheims, der ambulant betreuten Wohngruppe und des Service-Wohnens bestmöglich schützen und vermeidet darum jeden unnötigen Sozialkontakt“, erklärt Pastor Zitarra. Von der Kapelle des Hauses aus ist eine Video-Übertragung in alle Zimmer und Wohnungen möglich.

So hätten auch Schwerstpflegebedürftige die Möglichkeit, an Gottesdiensten, Bibelstunden und eben auch Konzerten teilzuhaben. „Uns ist es ein großes Anliegen, den Bewohnern auf vielfältige Weise eine Freude zu machen; sie wissen zu lassen, dass sie nicht alleine sind und dass es viele schöne Dinge im Leben gibt, die wir auch in Corona-Zeiten genießen können – wie die Musik“, sagt Pastor Zintarra

Unterstützung bei diesem Konzert haben die beiden Trompeter Gliserin und Scharnofske von Scharnofskes Sohn Florian bekommen; er ist ebenfalls Berufsmusiker. Zu hören war er mit seinem Akkordeon sowie am Flügel. Die Drei spielten zunächst in der Kapelle des Diakoniezentrums und gaben damit per Video-Haus-Übertragung sozusagen ein Fernseh-Livekonzert für die Bewohner.

Dann zogen die beiden Trompeter mit ihren Instrumenten über das Gelände. „Von vielen Balkonen aus lauschten die Frauen und Männer Melodien wie ‚Amazing Grace‘ oder ‚Von guten Mächten wunderbar geborgen‘“, erzählt Zintarra. Einige der Bewohner sangen sogar mit. Ein extra Ständchen gab es übrigens für eine Bewohnerin, die jüngst ihren 100. Geburtstag gefeiert hat.

Für weitere Informationen oder Terminabsprachen ist Erich Scharnofske telefonisch zu erreichen unter 0172/4963886.