Problemfall Soll-Stärke

Nettelrede. Feuerwehrversammlung im Zeichen der Corona-Bedrohung: Ohne die Spitze der Stadtfeuerwehr und mit Ortsbürgermeister Gerd Ahrens als Vertreter der Rats-politik tagten jetzt die Mitglieder der Nettelreder Feuerwehr.

Ein zentrales Thema, das bei der Feuerwehr für Gesprächsbedarf sorgte, war die im Feuerwehrbedarfsplan geforderte Mindeststärke der Wehr. Ortsbrandmeister Matthias Heber berichtete, dass die Nettelreder Wehr im vergangenen Jahr mit 18 Aktiven im Dienst stand, inzwischen aber wieder einen durch Wegzug verloren habe. Die geforderte Anzahl von 20 Einsatzkräften werde weiterhin nicht erreicht – dafür sei bereits die „Gelbe Karte“ gezeigt worden. Auch die Zusammenlegung mit einer Nachbarwehr sei als Option angedeutet worden. Aber: „Mit welcher Nachbarwehr“, fragte Heber. Denn nach den Auflösungen der Wehren in Böbber und Luttringhausen sei nur noch Bad Münder übrig geblieben.

Nachdem der Ortsbrandmeister dann Alfred Wente und Friedrich Mittendorf mit einem goldfarbenen Trecker auszeichnete, weil sie bei Flächenbränden nicht mit der Spritze, sondern mit schweren Fahrzeugen zur Brandbekämpfung beigetragen hatten, meldete sich auch Wente zu Wort. Viele Jahre war er selbst Ortsbrandmeister – jetzt bemerkte Wente, dass es nicht nur auf die Zahl ankomme, „es zähle doch wohl auch Stärke“. Er stellte heraus, dass es in dem kleinen Ort möglich sei, auch tagsüber schnell das Einsatzfahrzeug zu besetzen: „Mit einer Besetzung von eins-fünf kann man bereits viel ausrichten.“

Weil Grußworte mangels offizieller Gäste nicht vorgesehen waren, ergriff Feuerwehr-Musiker Marc Busse, Bürgermeister der Samtgemeinde Niedernwöhren, die Gelegenheit, „Grußworte aus der Schaumburger Heimat“ zu sprechen. Dort schaue man noch „in die Realität und beschäftige sich nicht mit einem unsinnigen Bedarfsplan“. Worte, die ihm viel Applaus einbrachten.

Ehrenstadtbrandmeister Robert Ascher, der mit Ehrungen und Beförderungen beauftragt war, hatte einiges zur Stadtfeuerwehr mitzunehmen. Ascher fragte sich aber auch, warum zahlreiche Fahrzeuge angeschafft würden, nicht aber ein Ersatz für das inzwischen über 20 Jahre alte Nettelreder Tragkraftspritzenfahrzeug.

Beförderungen gab es für Timo Tschirch – er ist nun Löschmeister. Nico Winter und Henri Böttcher sind nach bestandener Truppmann-Ausbildung Feuerwehrmänner. Der stellvertretende Ortsbrandmeister Cord Mittendorf wurde für 25-jährige aktive Dienstzeit mit dem Niedersächsischen Ehrenzeichen in Silber geehrt. Besondere Ehrungen gab es für den Musikzug: Burkhard Bergmann gehört seit 50 Jahren dem Orchester an. Und der Stabführer Patrick Brandt ist seit 20 Jahren als Dirigent im Einsatz.

Der aus derzeit 28 Aktiven bestehende Musikzug will auch in diesem Jahr ein Jahresabschlusskonzert am zweiten Advent spielen.