Lange Winter, kurze Sommer

VON ANNE BRINKMANN-THIES

Völksen/Roa. Fast filmreif klingt die Geschichte, wie Johanna Pröve ihren Freund, den Norweger Bård Ørbak-Larsen, kennengelernt hat. Die knapp 28-jährige Bundespolizistin war alleine auf einer Tour unterwegs, als ihr Zelt während eines Orkans kaputtging – einen Tagesmarsch entfernt von ihrem Auto. Unterwegs traf sie auf einen Einheimischen, der sie auf eine Jagdtour einlud. Und dort lernte sie dann dessen Freund Bård kennen, der eine Hundeschule in Oslo betreibt. Nun wurden ihre Überlegungen, nach Norwegen auszuwandern, sehr konkret.

In Roa erfüllte sich die Bundespolizistin, die zuletzt nahe Frankfurt lebte, auch einen lang ersehnten Traum. Sie schaffte sich einen Hund an: Koda bildet sie gerade als Schlittenhund aus. Im Sommer wird sie in der Hundeschule ihres Freundes – „Norges Hundeskole“ – auch eigene Kurse geben. Ihr Norwegisch ist inzwischen sehr gut. „Die Norweger sagen, ich habe keinen Akzent mehr“, freut sich Johanna Pröve.

Bisher hat die junge anpackende Frau schon einige Jobs gemacht: Von Farmarbeit über Jobs im Gartenbau bis hin zum Verlegen von Rohren und Schreinern von Holzhütten hat die 28-Jährige auch körperlich anstrengende Arbeiten selbstverständlich angenommen: „Gerade baue ich mit anderen Hütten im Wald, das ist genau mein Ding“, erzählt sie. Um in Norwegen leben zu können, braucht jeder eine eigene Personennummer – etwa für Bankgeschäfte und die Krankenversicherung. Diese ID-Nummer aber bekommt nur, wer dort auch Geld verdient. „Ohne einen Arbeitsnachweis darf man sich nur drei Monate in Norwegen aufhalten“, berichtet Johanna Pröve. Ganze sieben Jahre dauert es, bis man sich in dem skandinavischen Land einbürgern lassen kann. Beruflich hat die 28-Jährige ein konkretes Ziel vor Augen. „Ich möchte mich zur Rangerin ausbilden lassen und bei der norwegischen Naturschutzbehörde arbeiten“, erzählt sie. Dabei würde ihr auch ihre Berufsausbildung als Polizistin angerechnet werden.

Wenn alles klappt, rückt der Lebensmittelpunkt der Deutschen und ihres norwegischen Freundes wahrscheinlich noch einmal deutlich Richtung Norden, dort wo Ranger vermehrt zum Einsatz kommen. „Ich mache gerade meinen Jagdschein“, so Johanna Pröve. Den braucht die junge Frau ebenso wie Kenntnisse im Fischereirecht. Für diesen Wunsch-Job könnte sie auch ihren jungen Hund Koda einsetzen. Und sie ist der norwegischen Natur noch ein Stück näher. „Es ist einfach faszinierend, bei -30 Grad im Schlafsack zu liegen und die Nordlichter zu beobachten“, schwärmt sie.

Aber auch die Menschen in dem nordischen Land sind ihr sehr sympathisch. „Die Norweger sind sehr entspannt.“ Und wussten es von Anfang an zu schätzen, dass die junge Deutsche norwegisch sprach.