Mit 92 Jahren kein bisschen leise

Wenn Konrad Nickees seine Urkunden hervorholt, dann ist das ein imposanter Stapel, denn der 92-jährige ist Mitglied in so vielen Vereinen und Gruppen: 60 Jahre bei der Gewerkschaft Verdi, Mitglied der SPD, Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt in Bennigsen.

Beim Gesangverein Augusta in Völksen ist er dabei, bei den Alvesroder Deistermusikanten sitzt er am Schlagzeug, ebenso beim Bennigser Musikverein. Bei der Bigband in Weetzen ist er früher aktiv gewesen – aber immer noch passives Mitglied.

Und Nickees tritt nicht auf die Bremse: Mit dem Musikverein Bennigsen war er unlängst auf der Grünen Woche. „Da hat er MDR uns gefilmt und der Moderator hat in sein Mikrofon hinein gesagt: ‚Die Jüngste vom Musikverein Bennigsen ist 16 Jahre alt und der Älteste ist der Schlagzeuger, der dahinten sitzt. Der ist 92 Jahre alt.‘ Und die Leute wollten das nicht glauben und haben gesagt, der ist 82, aber nicht 92“, erzählt Konrad Nickees und seine Augen blitzen dabei stolz.

Noch immer bildet er Leute aus, die Schlagzeug lernen wollen und erinnert sich an so manch einen seiner ehemaligen Schüler, der inzwischen selbst in einer Band am Schlagzeug sitzt. Demnächst ist wieder ein Konzert in der Helmut-Schmieder-Halle in Alvesrode angesagt. „Vor so einem Konzert üben wir sonntags und dienstags. Und wir üben zuhause, denn wer nicht zuhause übt, der schafft das nicht. Wir sind jetzt in der Qualität so weit oben und müssen so gut bleiben. Sonst kommen die Leute nicht mehr“, sagt Nickees.

Die Karten für die beiden Konzerte seien schon fast ausverkauft. „An dem Tag des Konzertes treffen wir uns erst zum Proben. Dann, um 15 Uhr, geht das erste Konzert los. Und abends gibt es noch ein Konzert. Gegen Mitternacht komme ich nach Hause.“ Ganz schön anstrengend für einen Mann im vorgerückten Lebensalter. Aber Konrad Nickees hat offensichtlich eine tolle Kondition.

Gern denkt er auch an das temperamentvolle Musikstück des 1833 geborenen Komponisten Gustav Peter „Erinnerung an Zirkus Renz“, das er mit dem Xylophon gespielt hat. Bei dem Stück treten einem schon beim Zuhören Schweißtropfen auf die Stirn. Das könne man irgendwann mal wieder einbauen, meint er schmunzelnd. Und trommelt mit den Fingern auf dem Küchentisch den Rhythmus dieses Stückes in einer atemberaubenden Geschwindigkeit, summt dazu die Melodie.

Atemberaubend ist es auch, Konrad Nickess dabei zuzuschauen, wenn er in der Montur eines Kochs die Bühne betritt und mit den Deistermusikanten die Löffelpolka spielt. Dann stellt er den linken Fuß auf den Stuhl, nimmt in die linke Hand zwei Löffel, einen zwischen Daumen und Ringfinger, einen zwischen Ring- und Mittelfinger und traktiert die Löffel so geschickt mit der rechten Hand, dass damit der Rhythmus geschlagen wird.

Konrad Nickees ist ein Beweis dafür, dass die Musik die Menschen jung erhält. Und so wie sein Vater für ihn ein gutes Vorbild war, was die Musik betrifft, so ist er für seine Söhne ein Vorbild – denn die sind auch musikalisch unterwegs: Wolfgang Nickees spielt das Altsaxophon und ist Vorsitzender der Deistermusikanten und sein Bruder Burkhard ist Kassenwart und spielt das Tenorhorn.

Viele Jahre war Konrad Nickees Vorsitzender auch der Kyffhäuserkameradschaft, ist aber, wie viele niedersächsische Kameradschaften, aus dem Bund ausgetreten und mit den Bennigser Kameraden dem bayerischen Soldatenbund beigetreten.

„Wir halten Kontakte zu den Kriegerwitwen. Den Kontakt zu den Reservisten übernehmen schwerpunktmäßig die Hannoveraner“, erklärt Nickees.