Wo Kultur stark macht

Auf dem Flur der Musikschule in Bad Münder mischen sich die Klänge.

Aus dem einen Raum dringt die Musik von Cellos, aus einem anderen sind es Trompetenklänge. Die Aktivitäten, die sich hinter den Türen abspielen, gehören zum Programm „Kultur macht stark“, bei dem sich die Musikschule Bad Münder engagiert und dafür auch vom Bundesministerium für Bildung und Forschung Gelder bekommt.

Bei diesem Programm geht es darum, Kinder und junge Menschen zwischen drei und 18 Jahren inklusiv zu fördern. Ein gewisser Anteil der Kinder, die in diesem Programm gefördert werden, sollen einen Migrationshintergrund haben oder aus Familien stammen, die einen solchen Musikunterricht aus finanziellen Gründen ihren Kindern nicht ermöglichen könnten.

Die Kinder können sich die Instrumente, die sie gern erlernen möchten, in der Musikschule ausleihen. Ganz im Sinne vom Kriminologen Christian Pfeiffer der in einem seiner Vorträge dafür plädiert hat, Musikunterricht an Instrumenten für möglichst viele Kinder zugänglich zu machen, weil Kinder, die durch Musik sensibilisiert sind, kaum bereit sind, Konflikte durch Gewalt zu lösen.

Unter der Leitung von Eszter Vörös beschäftigen sich in Bad Münder drei achtjährige Mädchen, Johanna Amelie und Luna, mit ihren Cellos. Ihre Lehrerin bringt ihnen bei, wie sie ihre kleinen Instrumente mit den Knien halten, wie sie die Saiten zupfen, wie sie den Bogen fassen und die Saiten damit streichen. Noch sind es nur die Töne A und D, die ohne das Niederdrücken der Saiten entstehen.

Durch die Wände dringt der Klang von Trompeten, die einfache Tonfolgen spielen. Roman Plaskov, der von der Trompete bis zur Tuba sämtliche Blasinstrumente dieser Familie beherrscht, bringt einer Vierergruppe die Grundbegriffe des Trompetenspielens bei. Da ist schon eine kleine Melodie dabei. Das einzige Mädchen der Gruppe zögert noch, die Trompete anzusetzen.

Lei Zhang, Leiter der Musikschule, berichtet über das Programm „Kultur macht stark“: Es gebe eine 100-prozentige Finanzierung für die Förderung in Gruppen. „50 Prozent der teilnehmenden Kinder sollen Bildungsbenachteiligte sein, Kinder alleinerziehender Eltern, Kinder, deren Eltern staatliche Unterstützung bekommen oder auch einen Migrationshintergrund haben. Sie werden in Gruppen gefördert werden, ohne dass die Kinder davon wissen.“ Ziel sei es, das Zusammenspielen zu erlernen, dadurch auch die Sprachfähigkeit zu verbessern.

In diesem Jahr seien bereits 50 Kinder zum Musikunterricht angemeldet, von denen 40 aus der Grundschule Bad Münder kommen. Weitere zehn Schüler gehen in die Oberschule am Schlosspark in Stadthagen und werden auch dort unterrichtet.

Neben Cello und Trompete können 18 Kinder auch Percussion-Instrumente erlernen. In Bad Münder wurde das Programm „Kultur macht stark“ schon 2016 gestartet. Damals waren es zwei Gitarrengruppen mit 25 Personen. Da seien auch Integrationslotsen im Gitarrenspiel unterrichtet worden. Einige von denen haben anschließend regulären Einzelunterricht genommen. „Viele der Flüchtlinge sind allerdings inzwischen in andere Orte umgezogen,“ erzählt Lei Zhang.

Zwar habe es 2017 eine Förderlücke gegeben, aber da sei die Bürgerstiftung Weserbergland mit einer Zuwendung eingesprungen. Inzwischen fließen die Gelder wieder für dieses wichtige Projekt. Um zu zeigen, wie gut diese Förderung der Schüler läuft, werden Möglichkeiten, kleine Konzerte in der Grundschule aufzuführen, regelmäßig genutzt. Auch im Kurpark Bad Münder und in der Kirche in Eimbeckhausen haben die Schüler des Projekts schon musiziert.

Bis 2022 ist die Förderung im Rahmen dieses Projektes noch gesichert. Lei Zhang hofft, dass das dann nicht das Ende dieses Projektes für die Musikschule Bad Münder bedeutet.