Wer piept im Garten?

VON HORST VOIGTMANN

Springe/Bad Münder. In einer Zeit, in der sich die Umwelt stark verändert, veränderten sich auch die Lebensbedingungen in der Tierwelt. Um dies zu dokumentieren und darüber nachzudenken, was man tun kann, lädt der Naturschutzbund (Nabu) seit 15 Jahren im Mai dazu ein, im eigenen Garten die Vögel, getrennt nach Arten, für eine Stunde lang zu zählen. Seit zehn Jahren wird nun auch im Winter eine Zählung durchgeführt.

Rudolf Krause hat viele Jahre lang als Kundiger in der Vogelwelt und stellvertretender Vorsitzender des Nabu im Bereich Springe bei diesen Aktionen mitgemacht. Durch Beringungsaktionen, so erzählt er, weiß man inzwischen, dass Vögel aus besonders kalten Regionen, zum Beispiel aus Skandinavien und Russland, im Winter in unsere Region ausweichen. Sie fallen allerdings nicht besonders auf, weil es sich dabei zum Beispiel auch um Meisen oder auch Buchfinken handelt, die ja auch in Deutschland zu Hause sind. Einige Vögel aus unserer Region rücken dann in den Westen ab, wo es deutlich wärmer ist.

„Ob man viele Vögel in dieser Zeit im Garten sieht, hängt natürlich auch vom Wetter ab. Wenn es kalt ist und viel Schnee liegt, dann sind es deutlicher weniger Vögel, die unterwegs sind. Jetzt ist ja fast Frühling. Aber das Problem ist, dass Samen, Wildpflanzen, Wildkräuter immer weniger werden und keine Brachen auf den Feldern in den Wintermonaten Nahrung für die Vögel versprechen, weil sofort nach der Ernte der Gruber über den Acker geht. Und dann ist alles verschwunden. Und die Vögel, die überwiegend von Insekten leben, finden im Sommer und schon erst recht im Winter nicht mehr so viel, wie sie eigentlich bräuchten.“ Heute werden vielfach die Flächen war, die früher als Blumengarten gestaltet worden seien, mit Kieseln oder ähnlichen Steinen gestaltet, unter Umständen sogar in Kombination mit Folien. Da wachse dann nichts mehr durch, was Insekten anlocke, die als Nahrung für die Vögel wie wichtig sind.

Die Futterplätze, die in den Gärten eingerichtet werden, sind für die Vögel, die hierbleiben, von großer Bedeutung. Aber sicher auch noch nicht die Lösung der Probleme. „Wenn wir die Natur erhalten wollen, müssen wir angesichts der Belastungen in irgendeiner Form gegensteuern. Das versuchen wir als Nabu, indem wir Flächen erwerben, die dann natürliche Vegetation ermöglichen“, so Krause.

Auch Vogelliebhaber aus Bad Münder sind aufgerufen, an dieser Aktion teilnehmen. „Je genauer wir über duie Vorkommen von Stand- und Gastvögeln Bescheid wissen, desto besser können wir uns für den Schutz der Vögel einsetzen“, betont Hans Arend vom Nabu Hameln-Pyrmont.

Eine besondere Qualifikation ist für die Teilnahme nicht nötig. Als Dankeschön werden unter den Teilnehmern ein hochwertiges Fernglas, Bücher, Futtergeräte und andere Sachpreise verlost. Die Auswertung der Meldungen wird im Internet live zu verfolgen sein.

Mit der Aktion Stunde der Wintervögel möchte der Nabu prüfen, ob es eine Änderung in der Vogellandschaft gibt. Im Herbst hat sich abgezeichnet, dass es zehnmal mehr Eichelhäher gibt. Wird das Zählen der Wintervögel das bestätigen? Noch bis zum morgigen Sonntag können Naturfreunde eine Stunde lang Vögel beobachten, zählen und dem Nabu melden. Im vergangenen Mai zur Stunde der Gartenvögel haben deutschlandweit rund 76000 Menschen in über 50000 Gärten mitgezählt.