Trickshow mit Vierbeinern

VON JANA GRUBE

Nettelrede. Suerte grient geradezu in die Kamera und springt auf Kommando wieder vom Fahrersitz des ferngesteuerten Mercedes Benz. Dann drückt sie sich dicht an ihr Frauchen, schiebt ihren wuscheligen Kopf unter dessen Kinn und schaut mit treuem Blick zu ihr auf.

Kaum steht Jutta Gaßmann auf, flitzt ihr der Amerikanische Cockerspaniel hinterher, läuft Slalom durch die Beine, rollt sich über den Boden, springt durch die zu einem Ring geformten Arme und macht zum Abschluss, nur auf den Hinterläufen sitzend, „Winke, winke“.

Zu dem Rudel der fünf American Cocker von Jutta Gaßmann gehören neben Suerte noch Chopin (2), Gil (4), Jude (7) und Senior Tylor (12). Was sie so an dieser Rasse fasziniert? „Das Schöne ist, man kann etwas mit ihnen unternehmen und trainieren und sie sind mit ihrem freundlichen Wesen absolut menschenbezogen“, sagt die 50-Jährige.

Dass alle fünf gemeinsam unterwegs sind, kommt laut Gaßmann nur beim Gassi gehen vor. Sonst seien sie einfach viel zu unterschiedlich. Jeder habe sein „Spezialgebiet“. Gil zum Beispiel macht in Sachen Sprungkraft und Schnelligkeit keiner etwas vor. Und während Suerte mit dem „Prinzessinnenfaktor“ gern hinterm Steuer sitzt und sich fahren lässt, liebt es Chopin Skateboard zu fahren, einen Hut durch die Gegend zu tragen und durch Reifen zu hüpfen. „Er ist der absolute Trickhund“, schmunzelt Gaßmann. „Dem zeigt man Sachen zwei-, dreimal, dann hat er sie drauf.“ Ganz anders ist da Suerte. „Sie würde mir nie auf den Rücken springen, dafür trägt sie Weihnachtsmäntelchen“, lacht die Wahl-Münderanerin. Darüber hinaus nimmt sie auch tierische Besuchsdienste etwa in Senioreneinrichtungen wahr. Erst letztens habe sie wieder erlebt, wie ein verschlossener älterer Mann, der gerade seine Frau verloren hatte, durch den Hundekontakt auf einmal auftaute und wieder anfing zu reden. „Manchmal reicht es aus, dass der Hund einfach zum Kuscheln da ist“, weiß Gaßmann, die schon ihr halbes Leben mit Hunden verbringt. Und genau dafür habe Jude, der mehrfarbige Cocker in dem Rudel, ein feines Gespür. Die Aufgabe des Frauchens: im Hintergrund darauf achten, wann der Hund eine Pause braucht. Denn: „Selbst auf dem Schoß sitzen und sich streicheln lassen, ist anstrengend für die Tiere.“

An das Training habe sie ihre treuen Begleiter, die zum Teil schon als Welpe zu ihr kamen, von Anfang an spielerisch herangeführt. Heute lasse sie es in den Alltag mit einfließen, wie sie sagt. Zudem holt sie sich Rat bei einem befreundeten Hundetrainer. Neben Geduld brauche es vor allem eines: Spaß – „man muss einfach mit dem Herzen dabei sein.“ Ein Leben ohne ihre „Cockergang“, wie sie sie liebevoll nennt? Unvorstellbar für Gaßmann. Dafür bringe sie zu viel Glück und Freude.