Färbeküche aus der Natur

Sie heißen Schwefelkopf, Steife Koralle oder Kahler Krempling: Die Pilze, mit denen Gudrun Fischer-Seidel färbt, sucht sie meist unter Bäumen. „Einige Arten finde ich im Laubwald, in der näheren Umgebung“, berichtet sie. Wo genau, das bleibt ihr Geheimnis.

VON ANNE BRINKMANN-THIES

Genau erinnern kann sich die Boitzumerin an den Beginn ihrer Leidenschaft: 2012 leuchtete ihr ein Baumpilz entgegen – und die erfahrene Kräuterexpertin probierte aus, wie es sich denn mit dem Färben mit Pilzen denn so verhält.

Inzwischen hat sie längst spezielle Kurse bei Karin Tegeler besucht und ist erfahren mit etlichen Pilzarten, die sich gut eignen, um die Rohwolle in warme, erdige Farben zu tauchen. „Ich experimentiere aber auch viel und probiere Pilze aus, die ich noch nicht als Färbepilze kenne“, berichtet Fischer-Seidel. Nicht immer mit Erfolg, wie sie schmunzelnd erzählt.

Immer wieder sammelt sie einzelne Pilze und trocknet diese dann, um endlich eine ausreichende Menge für ein Färbebad zusammenzuhaben: „Es braucht schon ein wenig Geduld, bis ich zu den Stricknadeln greifen kann, um das Material zu individuellen Jacken, Westen oder auch Pulswärmern verarbeiten zu können“, erzählt Fischer-Seidel. Mehrere Aufgüsse erzeugen dabei eine abnehmende Intensität der Farben.

Die Wolle stammt von den eigenen Schafen und wird von der kreativen Boitzumerin anschließend versponnen. Es entsteht die fast weiße Rohwolle. „Mit Kräutern färbe ich schon sehr lange“, erzählt sie. Johanneskraut oder Brennsesseln eigneten sich dazu ebenso wie einige Wurzeln, wie etwa die Krappwurzel, die einen rötlichen Farbstoff abgibt.

„Und wenn ich braune Farbe erzeugen möchte, dann brauche ich dafür die grüne Walnussschale“, erklärt die Expertin. Ihr Kenntnisse rund um Pflanzen und Heilkräuter hat sie in einer Heilpflanzenschule in Freiburg erworben und gibt ihr Wissen auch regelmäßig als Gästeführerin beim Calenberger Landsommer gerne an die Teilnehmer weiter.

Um sich in Sachen Pilzen immer kundiger zu machen, ist Fischer-Seidel in engem Kontakt mit den Experten aus der Pilzgruppe des Fördervereins des Wisentgeheges, zu deren Treffen sie auch regelmäßig geht. Auch beim Hubertusfest im Wisentgehege Ende Oktober war Fischer-Seidel mit einem eigenen Stand, direkt neben der Pilzgruppe, vertreten.

Und sie nahm ebenfalls teil am europäischen Pilztag im September – ein sehr interessantes Erlebnis.

Die Pilzgruppe startet mit den monatlichen Treffen nach der Winterpause wieder im März. Dann ist Fischer-Seidel sicher wieder dabei.