Schon die Friesen-Palme gekostet?

VON HORST VOIGTMANN

Bad Münder. Grünkohl ist ein äußerst leckeres Gemüse, das besonders gut in die kalte Jahreszeit passt. Grünkohl ist aber auch ein besonders hochwertiges Gemüse, denn es ist basisch, liefert Calcium, Eisen, Vitamin K und C und darüber hinaus jede Menge Antioxidantien, die der Körper zum Kampf gegen freie Radikale und gegen frühzeitiges Altern benötigt.

Kalorienreich wird der Grünkohl erst durch die Beilagen, die allerdings leider sehr lecker sind. Und leider verliert der Grünkohl auch seine gesunde Wirkkraft durch das intensive Kochen, das auf der anderen Seite aber seinen Geschmack verfeinert.

Heimiscjhe Speisegaststätten bieten in diesen Tagen Grünkohlgerichte en masse an. Der Blick in die genauen Rezepturen ist aber – verständlicher Weise – nicht erwünscht. Gunnar Meier vom Hotel Kastanienhof in Bad Münder etwa kennt die diversen Namen, die dem Wintergemüse gegeben werden. Braunkohl ist eine sicher bekannt Namensvariante. Anders ist es bei Strunkkohl, Krauskohl, Langkohl, Friesische- oder auch Lippische Palme. „Bei uns sagt man Grünkohl, Kollegen, deren Gasthäuser einige Kilometer weiter entfernt sind, nennen ihn Braunkohl“, sagt Gunnar Meier.

Meier schwört auf die Verwendung von frischem Grünkohl, obwohl er einschränkend einräumt, dass er die Mengen des Gesamtbedarfs mit dem frischen Kohl nicht bestreiten könne. „Wichtig ist für den Grünkohl besonders, dass er mehrere Tage kochen muss, damit er richtig schlotzig, also weich und sämig ist. Durch das längere Kochen kommt der Geschmack erst richtig zur Geltung. Man kann ihn etwas andicken mit durchgedrückten Kartoffeln. Zwiebeln und Gewürze kommen dazu, auch etwas Zucker.“ Im Hotel Kastanienhof stand schon mal Grünkohl mit Zanderfilet auf der Speisekarte – aber das sei nicht so gut angenommen worden. „In unseren Breiten sind es Bregenwurst, Kassler und Schweinebauch, die zusammen mit dem Kohl gekocht werden.“ Was in seinen Kohl hinein kommt, dass besorgt Meier nicht im Großmarkt, sondern holt es bei Schlachterei Schönemeier in Bakede.

Natürlich gibt es nicht nur in Bad Münder Grünkohl. Auch in Gestorf, im Landgasthof Zum Weißen Ross, sorgt Klaus-Detlev Krüger dafür, dass Grünkohl auf seiner Speisekarte steht. Auch er schwört darauf, dass der Grünkohl, nachdem er das erste Mal gekocht ist, steht und dann noch mal gekocht wird, um seinen typischen Geschmack zu bekommen. „Dazu gibt es Bauchfleisch, das vorher eingelegt wurde, Kassler und die für diese Region typische Bregenwurst.

Oft wird das Grünkohlessen auch mit einer Wanderung verbunden – mehrere heimische Vereine bieten ihren Mitgliedern diese Aktivitäten an. Drei Ziele in unserer Region bieten sich für so einen Tag an: der Annaturm, der Süntelturm und die Holzmühle. Während in der Gaststätte Annaturm bei Angelika Plinke und in der Holzmühle bei Thomas und Rosemarie Hemmicke der Kohl liebevoll gekocht und ganz traditionell in Verbindung mit Kassler und Bregenwurst angeboten wird, gibt es im Gastraum des Süntelturms bei Andrea von Oesen die grüne Pflanze in einer Variante, die für Vegetarier und Veganer ebenfalls interessant ist. Denn anstelle von Schmalz wird der Kohl mit Gemüsebrühe gekocht und anstelle von Wurst und Fleisch wird Tofu mitgegart.

Wäre doch gelacht, wenn bei diesem Angebot nicht jeder seine Lieblingsvariante findet.