Ein Sport-Ass auch im hohen Alter

VON HORST VOIGTMANN

Springe. Walter Zuk ist ein echtes Sport-Ass. In diesem Jahr hat er das 51. Mal sein Sportabzeichen abgelegt – dabei ist er mit seinen 89 Jahren einer der wenigen, die in diesem Alter noch so intensiv Sport treiben. Noch in diesem Jahr wird er 90. Jeden Morgen geht er auf sein Trimm-Fahrrad und strampelt einige Kilometer.

Zuk erzählt: „In Gleiwitz bin ich geboren. Dort haben wir nicht weit vom Sportplatz gewohnt. Von Anfang an war Sport für mich eine Selbstverständlichkeit. Als ich noch mitten in der Ausbildung in der Stadtverwaltung Gleiwitz war, rückte der Krieg immer näher.“

Kurz vor dem Einmarsch der sowjetischen Truppen hat sich die Familie Zuk dann auf den Weg Richtung Westen gemacht. Zunächst waren sie in Dresden, mussten dann vor den Bombardierungen ins Erzgebirge flüchten. Hier war die Ernährungssituation problematisch. So ging es weiter nach Thüringen.

Zum Ende des Krieges, an dem der Vater von Walter Zuk als Soldat teilgenommen hatte, fand die Familie in Springe wieder zusammen. Walter Zuk bekam zunächst eine Arbeitsstelle in der Möbelproduktion bei der Firma Bähre, später beim Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes. „Mit 38 Jahren habe ich mein erstes Sportabzeichen abgelegt. Schon ein Jahr später war ich allerdings im Weitsprung nicht gut genug und habe es nicht geschafft“, erinnert sich der sportliche Senior. Seit seinem 40. Geburtstag trainiert er regelmäßig und legt momentan jedes Jahr sein Sportabzeichen ab. Meist hat die Ehrennadel, die er bekommt, einen goldenen Rand, was für besonders gute Leistungen in seiner Altersklasse spricht.

Beim Training für das Sportabzeichen wurde er eines Tages von einem Sportkameraden angesprochen, ob er nicht Lust habe, mit ihm gemeinsam für die Seniorenwettkämpfe im Diskus- und Hammerwurf und später für den Rasenkraftsport zu trainieren. Diese Sportart besteht aus Hammerwerfen, Gewichtwerfen und Steinstoßen. Zuk war bereit, dafür mehr als bisher zu trainieren. Bis zu vier Mal war er in der Woche auf dem Rasen des Sportplatzes anzutreffen. Darüber hinaus belegte er einen Lehrgang zum Sportabzeichen-Prüfer und erhielt an dessen Ende auch die Lizenz. „Ich war auch sportlicher Leiter eines Schwimmvereins in Springe, in dem meine Tochter als aktive Schwimmerin dabei war“, erinnert er sich. Vor gut 30 Jahren gründete er außerdem im Turn- und Gymnastikverein Springe eine Sportgruppe mit dem Namen „Jedermänner“, die er bis heute leitet.

Zu seinen größten sportlichen Erfolgen zählt er die Qualifikation zur ersten Deutschen Meisterschaft der Senioren 1994 in Lübeck und die Teilnahme an der Leichtathletik-Senioren-Europameisterschaft in Potsdam im Jahre 2002. „Bei diesen Wettkämpfen lernt man interessante Leute kennen und hört von kuriosen und einzigartigen Geschichten. In Potsdam hat eine Hammerwerferin mir wichtige Tipps für diese Disziplin gegeben. Und neben den Wettkämpfen habe ich mich mit einem 100-jährigen Läufer unterhalten, der sich gerade neue Laufschuhe mit Spikes gekauft hat, für seinen nächsten Hundertmeterlauf.“

Zuk wird weiter Sport treiben, obwohl er im Dezember 2017 beim Training für das Sportabzeichen einen Herzinfarkt erlitt. Er hat sich schnell wieder erholt. Auch das künstliche Kniegelenk hält ihn nicht ab. Und wer ihm die Hand gibt, wundert sich, dass ein fast 90-jähriger so viel Kraft hat.