Eine Plaudertasche im XXL-Format

Springe. Plaudereien in Hülle und Fülle – das kann nur eine liefern: Kabarettistin Daphne de Luxe. Ob ihr Programm „Extraportion“ sich auf ihre Körperfülle bezieht, blieb den Gästen der Springer Kleinkunstbühne selbst überlassen. Die Kabarettistin machte figürlich das Beste daraus und nahm sich auch selbst auf die Schippe. Mit ihrer Oberweite kokettierend und einem Sektglas in der Hand brachte sie ihr Publikum schnell auf Touren.

Der Saal der Kleinkunstbühne war bis auf den letzten Platz gefüllt. Viele, die den Kabarett-Star bereits in Fernsehsendungen wie „Ladys Night“ oder dem „Comedy Festival“ des hessischen Rundfunks gesehen haben, wussten ihre leicht deftig überzogenen Ansichten einzuordnen.

De Luxe kam vom Hundertstel ins Tausendstel und wieder zurück. Genüsslich rekelte sie sich auf dem roten Samtpolster in ihrem goldfarbenen Barocksessel, schlürfte dabei Sekt und plauderte munter drauf los. Früher habe sie zunächst als Bodydouble für Naomi Campbell und Whitney Houston gearbeitet, dann als Vorhermodell bis sie schließlich als Testperson für Schwerlastdübel entdeckt wurde.

Die Lacher reichten von der Bühne bis zum Ausgang. Beinahe peinlich berührt erzählte de Luxe, dass sie im Speckgürtel von Hannover wohne. Sie machte sich lustig über ihre fast herausquellende Oberweite, doch der Ausschnitt hielt, was er versprach.

Lachtränen rollten übers Gesicht – das war es, was das Publikum wollte und liebte. Man ist geneigt, sich zu fragen wie man so viel er- und gelebten Nonsens auf die Reihe kriegt ohne sich zu wiederholen. Doch Künstler wie de Luxe richten sich am Publikum auf und verlassen die Monotonie einer Bühnenfigur um sich im Dialog mit den Gästen zu duellieren.

Das Publikum als Beuteschema: Die Kabarettistin beherrschte das Wortspiel perfekt, ohne verletzend zu sein. Aus dem Nähkästchen plaudernd erzählte sie von einer Episode aus Moskau, wo sie als „Living Matroschka“ tituliert wurde. In einem Hotel hatte das Hotelpersonal sie zum Frühstück vor die Entscheidung gestellt: Kontinental oder Britisch? Klare Ansage von Daphne: beides. Laut rufend „typisch deutsch“ belegte sie auch noch ihren eigenen Stuhl und den ihrer Freundin mit einem Handtuch. De Luxe redete auch über Verkaufssender und Astrologie im TV, über ein Treffen mit einem Farbigen und rutschte nach der Pause etwas unter die Gürtellinie, ohne jedoch obszön zu wirken. Bizarre Bondage- und Fetischpartys, Sexspielzeug – die Themenliste ihrer Beobachtungen im Sexualverhalten ihrer Mitbürger schien unerschöpflich.

Kurze Gags, Stand-up-Comedy und Livegesang, es war eine wahre Extraportion an Humor und Präsentation von Alltagsunzulänglichkeiten. Für das Füllhorn guter Laune gab es riesen Beifall. Eine Zulage gab es selbstverständlich: Redegewand zwängte sich Daphne de Luxe durch die Besucherreihen, sodass sie das Publikum nach zweieinhalb Stunden bravourösem Humor mit vielen zwischenmenschlichen Bemerkungen kaum aus dem Saal entlassen wollte.