Sauwohl fühlen im Freien

VON ANNE BRINKMANN-THIES

Holtensen. „Ich wollte gerne Tiere haben“, sagt Christine Kemner, die selbst von einem traditionellen Schweinebetrieb in Westfalen stammt. Doch weil es derzeit in der Landwirtschaft mit vielen neuen Verordnungen viel Planungsunsicherheit gebe, wollte sie – ohne große Investitionen tätigen zu müssen – eine Tierhaltung im Kleinen.

Zwar waren auf dem Hof Pinkerneil alte Gebäude von der damaligen Milchviehhaltung noch vorhanden, doch für das junge Paar war Anfang an klar, dass sie in der Tierhaltung mit der ganzjährigen Freilandhaltung einen anderen Weg gehen möchten. Und so schafften sie sich zunächst fünf Wollschweinen für die hobbymäßige Haltung an. Diese Rasse sei robust und eignet sich hervorragend für die ganzjährige Freilandhaltung, so die junge Landwirtin. „Wollschweine sind noch recht urtümlich, sie haben keine zusätzliche Rippe wie die modernen Schweine. Und die Ferkel werden – wie die Frischlinge der Wildschweine - mit Streifen auf dem Rücken geboren“, berichtet Kemner.

Die Wollschweine sind eine alte ungarische Nutztierrasse, die ab den 1960er Jahren, laut Gesellschaft zur Erhaltung gefährdeter Haustier-Rassen, kaum noch nachgefragt worden sei. 1993 gab es weltweit weniger als 200 Tiere. Mittlerweile hat sich die Zahl offenbar wieder stabilisiert. Die seltene Rasse steht aber immer noch auf der roten Listen der Gesellschaft für gefährdete Nutztiere.

„Jedes Tier hat seinen ganz eigenen Charakter“, sagte Kemner und krault ausgiebig das lockige Felle eines ihrer Wollschweine. Schüchtern oder draufgängerisch: Jedes habe seine Persönlichkeit. Gefüttert werden die Schweine mit viel Heu und Rübenschnitzeln.

Die Tiere wachsen – anders als in Mastbetrieben – langsam, erst mit rund 15 Monaten werden sie geschlachtet. Das Fleisch der Wollschweine ist etwas fetter als das ihrer hochgezüchteten Artgenossen. Das Futter stammt aus eigenem Anbau sowie der umliegenden Region.

.„Wir verkaufen das Fleisch mit Vorbestellung“, berichtet Kemner. Auch ein Automat mit Dosenwurst wird bald auf dem Hof Pinkerneil stehen. Und auch wenn sich die Wollschweine kräftig vermehren: Für Kemner und Pinkerneil bleibt die Vermarktung derzeit ein Hobby. Beide Agraringenieure arbeiten hauptberuflich in anderen Unternehmen.

Weitere Infos gibt es auf der gerade freigeschalteten Internetseite unter www.kleiner-deister-hof.de.