Mord im Baumarkt

Springe. Wenn er aus seinem Buch „Schweinetango“ von Liebschaften und brennenden Scheunen in seinem Heimatort Hademstorf vorliest und erzählt, dann sind seine Zuhörer Feuer und Flamme. Buchautor Heinrich Thies versteht es, die Spannung am Lodern zu halten, denn das, was er in seinem Roman niedergeschrieben hat, hat sich in seinem Geburtsort in der Lüneburger Heide fast so zugetragen.

Vier Scheunenbrände in fünf Tagen, Anlass genug für ihn, daraus eine Geschichte zu konstruieren. Dass das Schreiben ihm quasi in die Wiege gelegt wurde, zeigt seine eigene Lebensgeschichte. Thies, als Sohn eines Landwirts 1953 in Hademstorf (Lüneburger Heide) geboren, studierte nach seiner Schulzeit Germanistik, Politik, Philosophie und Journalismus.

Es folgte ein Referendariat als Gymnasiallehrer in Syke und Uelzen, ehe er danach in die Erwachsenenbildung wechselte. Seinem Geburtsort westlich der Autobahn A7 zwischen Buchholz (Aller) und Hodenhagen gelegen, ist er bis heute treu geblieben. Selbst als er 1987 als Volontär bei der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung journalistisch tätig wurde. Von 1989 bis 2015 arbeitete er als Redakteur und Chefreporter und begann später mit dem Schreiben von Romanen. 1991 wurde Thies mit dem Theodor-Wolff-Preis für seine Geschichte „Verlorenes Land für die Seele“ ausgezeichnet.

Sein erster Roman unter dem Titel „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ erschien 2001 und beschreibt das Leben der Bäuerin Hanna. Bis heute hat Thies etwa zwei Dutzend Romane, Krimis, Biographien sowie Sach- und Kinderbücher geschrieben. Der Kriminalroman „Schweinetango“ erschien 2009 im zu Klampen-Verlag aus Völksen und erzählt, in teils deftiger Sprache, eines typischen Heidjers, das Geschehen in Thies Geburtsort.

Etwa 40 Minuten durften die Zuhörer teilhaben an dem eingangs pomadigen Treiben in einem Tanzlokal namens „Wilder Jäger“ und den vielen Scheunenbränden in Hademstorf. Da gibt es die Gummistiefelgang, derbe Sprüche, verbale Scheingefechte und als Highlight des Tanzabends den beliebten „Schweinetango“, denn die Disco befindet sich in einem ehemaligen Schweinestall.

Eine Geruchsmelange aus Parfüm und Schweiß, gemischt mit den beißenden Rückständen aus verbrannten Gebäuden, wabert anfangs durch die Kapitel. Thies setzt seinen Hauptakteur, Landwirt Cord Kröger, gekonnt in Szene und beschreibt die Liaison mit seiner neuen Flamme Jelena, die bei einem der Brände, hier in Krögers Scheune, die er als Abstellgebäude für Autos an deren Brüder vermietet hat, ums Leben kommt. Verdacht keimt bei Kröger auf, denn bei den Bränden ist Björn, ein übereifriger Jungfeuerwehrmann, immer zuvorderst anzutreffen.

Thies erzählte nach der Pause über die Entstehung des Buches und auch über andere Projekte wie zum Beispiel über „Hilferuf aus dem Folterkeller“ einem Roman über einen Hamburger Säuremörder, der als sechsteilige Serie bei Amazon Prime und demnächst auch öffentlich gesendet wird. Zwischen den Zeilen war zu hören, dass er auch als Drehbuchautor im Gespräch ist und sein 2017 erschienenes Buch „Fesche Lola, brave Liesel“ Marlene Dietrich und ihre verleugnete Schwester als Filmgrundlage dienen sollen.

Am Sonnabend, 26. Oktober, um 16 Uhr liest Thies im Rahmen des Projektes „Es brennt“ noch mal im Feuerwehrgerätehaus Eldagsen.