Begleitung in letzter Lebensphase

Jens Laugesen lebt in Wennigsen. Er ist der erste Vorsitzende des Vereins für Hospizarbeit, der in Springe und Bad Münder Menschen am Ende ihres Lebens begleitet. Wie ist der gelernte Steuerberater, der 45 Jahre in seinem Beruf gearbeitet hat, zu dieser so ganz anderen Aufgabe gekommen?

„Es gab einmal eine Ausschreibung der Volkshochschule zum Sterbebegleiter, initiiert vom Hospizverein Springe. Diese Ausbildung habe ich mitgemacht und bin dort hängen geblieben, weil ich den Kontakt zu Susanne Rokahr, der damals einzigen Koordinatorin, bereits hatte.“

Die Aufgabe, hospizlich tätig zu sein, das war Laugesens Absicht. Es sei keine eigene Betroffenheit der Grund gewesen, wie der Tod eines nahen Angehörigen, aus dem heraus er sich gerade diese Aufgabe ausgesucht habe, betont er, wie es ja häufig bei Mitarbeitern in der Hospizarbeit der Fall sei. Als Steuerberater habe er immer wieder festgestellt, dass das Geld das Maß aller Dinge sei. Er habe erlebt, wie das Zusammenleben von Menschen geopfert wurde, um das steuerlich beste Resultat zu erzielen, auch wenn menschliche und familiäre Bindungen dabei auf der Strecke geblieben seien.

„Im menschlichen Miteinander gibt es einen gewaltigen Nachholbedarf, und alte Menschen haben ohnehin keine Lobby“, sagt er. „Deswegen empfinde ich die Hospizarbeit als wohltuend, zumal ich für meinen Einsatz eine Menge zurückbekomme, von den Menschen, denen ich dabei begegne. Ich fühle mich dadurch sehr bereichert.“ Seine erste Begleitung fand in einem Pflegeheim statt. Es sei für ihn sehr demoralisierend gewesen, weil das Personal für den Sterbenden in einer solchen Einrichtung kaum Zeit habe. „Es war eine über 90-jährige Dame, die mir viel erzählte von ihrem Zuhause und die noch bei klarem Verstand war. Sie hatte zwar Verwandte, aber die haben sie nicht besucht. Sie hat sich immer gefreut, wenn ich kam. Im Normalfall ist es so, dass die Hospizmitarbeiter einmal in der Woche kommen, wenn es sich gesundheitlich zuspitzt, auch häufiger.“

Laugesen saß auch am Bett, als die alte Dame ihren letzten Atemzug tat. „Ich hatte das Gefühl, dass sie lebenssatt war, alles war mühevoll und der Tod war für sie eine Erlösung und das Sterben ein friedliches Ende.“ Ungleich schwerer sei es gewesen, als er in einem Jahr zwei 50-jährige Männer begleitete, wobei der eine seine Situation gar nicht wahrhaben wollte und der andere seine Frau und kleine Kinder zurückließ. „Das war emotional sehr fordernd, zumal wir nicht nur für die Sterbenden da sind, sondern oft mehr noch für die Angehörigen.“

Nicht jeder kann in ein stationäres Hospiz, wenn es auf das Lebensende zugeht. Wer einen Pflegevertrag in einer Einrichtung habe, werde auch nicht in einem stationären Hospiz aufgenommen. „Wir Mitarbeiter des ambulanten Hospizdienstes gehen dorthin, wo die Menschen sind: im Krankenhaus, Pflegeheim oder auch zuhause“, betont Laugesen.

Etwa 40 ehrenamtliche Hospizmitarbeiter stehen in Springe und Bad Münder für Begleitungen zur Verfügung. Wenn genügend Geld in der Kasse ist, bekommen sie ihre Fahrtkosten erstattet. Auch der Posten des ersten Vorsitzenden, den Laugesen innehat, und die der übrigen Vorstandsmitglieder sind Ehrenämter. Nur die zwei Koordinatorinnen stehen auf einer Gehaltsliste. Ihre Arbeit wird durch die Krankenkassen finanziert, die auch einige Sachkosten übernehmen.

Jens Laugesen wünscht sich vor dem Hintergrund seiner zehnjährigen Erfahrung in der Hospizarbeit, dass die Akzeptanz der Themen rund um das Lebensende größer würde. Die Berührungsängste könne er immer wieder spüren, wenn der Hospizdienst einen Informationsstand aufgestellt hat. Die Leute machten häufig einen großen Bogen darum. Dabei sei es doch ein Thema, das alle beschäftigen sollte, denn jeder gehe diesen Weg irgendwann einmal. Außerdem wünscht sich der Vorsitzende, dass die finanzielle Situation des Hospizdienstes besser wäre, damit auch künftig Fortbildungsmaßnahmen für die Sterbebegleiter finanziert werden können. „Wir brauchen Spenden, damit wir unsere Arbeit aufrechterhalten können.“

Der Verein Hospizarbeit Springe ist unter 05041/ 649595 zu erreichen.