Auf dem roten Teppich

VON HORST VOIGTMANN

Bad Münder. Seit einiger Zeit hat Pastor Dietmar Adler einen besonderen Auftrag. Er ist mit halber Stelle abgeordnet für die Filmkulturelle Arbeit beim ökumenischen Netzwerk Interfilm. Interfilm vertritt alle nicht-katholischen Kirchen gegenüber den Filmfestivals. „Wir sind bei 20 Filmfestivals mit Jurys dabei. Meist sind es ökumenische Jurys, da wird die eine Hälfte der Jury von Interfilm und die andere von der katholischen Partnerorganisation Signis besetzt“, erklärt Dietmar Adler.

Seine Aufgabe ist es, die Jurys zu koordinieren. Er muss also gar nicht zu den 20 Festivals hinfahren. Es seien vielleicht fünf solcher Großereignisse, die er im Jahr trotzdem besucht, um Kontakte zu pflegen und Leute kennenzulernen, Dinge besser einschätzen zu können. Die meiste Arbeit, so der mündersche Pastor, finde zu Hause an seinem Schreibtisch statt.

„Ich habe bei den kleineren Festivals Kontakt mit den Festivalleitungen, bei den größeren Festivals gibt es Abteilungen für den Kontakt zu den Jurys. Und ich muss den Kontakt zu unseren Interfilm-Mitgliedern pflegen.“ Auch die Nominierung der Juroren obliegt Dietmar Adler – und er stimmt sich mit den katholischen Partnern von Signis ab, die in Brüssel, Luxemburg oder Frankreich leben.

„Natürlich versuche ich auch, möglichst die Gesprächspartner persönlich kennen zu lernen. Das funktioniert beim Berliner Festival besonders gut, weil da eben alle zusammenkommen.

Dass er diese Stelle bekommen hat, war eigentlich eine Rettungsaktion – sonst wäre die seit 1955 aufgebaute Arbeit unter Umständen nicht mehr weitergelaufen. Adlers Vorgänger, der Schweizer Pastor Hans Hodel, ist im letzten Jahr 80 Jahre alt geworden, er habe diese Tätigkeit 15 Jahre lang im Dienst und 15 Jahre noch in seinem Ruhestand wahrgenommen, so Adler.

Weil Adler selbst mit dem Thema Film schon lange verbunden ist, hat die Landeskirche ihn gefragt, ob er die Nachfolge nicht antreten will. Und er war bereit.

Zuletzt war Dietmar Adler im Mai 2019 beim Molodist International Film Festival in Kiew, das es seit 1970 gibt. Nach der Unabhängigkeit der Ukraine hat es mit dem Festivalleiter Andrij Khalpakhchi seine heutige Form angenommen. Eine ökumenische Jury nimmt seit 14 Jahren kontinuierlich am Festival teil.

Es seien wohl neben den Studentenfilmen etwa 15 abendfüllende Filme zu sichten gewesen, erinnert sich Adler. „Wir haben jeden Tag darüber diskutiert, nach welchen Kriterien wir die Filme bewerten könnten. Und wir haben dann einen Film ausgewählt, den wir alle am stärksten fanden.“

Der Preis der international besetzten ökumenischen Jury ging in diesem Jahr an den abendfüllenden Film „Systemsprenger“, der von einem neunjährigen Mädchen handelt das immer wieder aggressive Ausbrüche hat, obwohl es selbst sehr verletzlich ist. Dieser Film ist in den nächsten Wochen auch in Hannover, im Raschplatz-Kino, zu sehen. Die Regisseurin des Films ist Nora Fingscheidt.

Weiter wurde ein Studentenfilm ausgezeichnet, bei dem einen junger Belgier Regie geführt hat – und ein Dokumentarfilm eines jungen Polen.

Dietmar Adler ist neben seiner umfangreichen Festival- und Juryarbeit auch im Gespräch mit der Medienzentrale im Haus kirchlicher Dienste in Hannover, die besonders sehenswerte Filme für die kirchliche Medienarbeit bereithält. Adler ist dankbar, dass Pastorin Barbara Daentzer und Pastor Wolfgang Warnecke ihn im Bereich der Gemeindearbeit entlasten und er damit seine neue Aufgabe wahrnehmen kann.