„Sprecht uns einfach an“

VON KATHARINA WEIßLiNG

Bad Münder. Wie kommt ein junger Mensch dazu, sich ehrenamtlich zu engagieren? Im Fall von Christian Dreeke wohl aus tief empfundener Dankbarkeit. Kombiniert mit dem Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. Und so kommt es, dass der heute 28-Jährige einem Verein vorsteht, der im ganzen Landkreis noch Ausnahmestellung genießt.

Die Freunde des Jugendzentrums Point unterstützen die Jugendarbeit in Bad Münder. Mit aktiver Mithilfe, mit vielen Idee, aber auch mit einer Struktur, die es in sich hat. „Es hat zwei Jahre gedauert, sich so in alles reinzufuchsen von Datenschutzgrundverordnung bis hin zum Vereinsrecht“, bekennt Dreeke. Andere Dinge, die den Verein schon jetzt auszeichnen, liefen dagegen nahezu von selbst.

Der Verein begann als Zusammenschluss von Jugendlichen, die die Arbeit des Point bekannter machen wollten. Im Januar erfolgte die offizielle Gründung. „Das hat angefangen als Gruppe von Leuten, die gute Erfahrungen mit dem Point und ganz besonders dem Stadtjugendpfleger Frank Henning gemacht haben“, erzählt Dreeke.

Viele hätten nach wie vor eine enge Bindung zum Anlaufpunkt Point. Ab und zu kämen junge Väter stolz mit ihrem ersten Baby auf dem Arm vorbei, um den Nachwuchs vorzustellen. Er selbst hatte sich mit 17 hilfesuchend an Frank Henning gewendet, zog zuhause aus, sortierte sein Leben neu. Heute ist er Sozialassistent.

„Wir sind noch nah dran, sprechen auch die Sprache dieser Generation“, spricht Dreeke auch für seine Mitstreiter. Im Alltagsgeschäft des Jugendzentrums sorgen etliche Ehrenamtliche dafür, dass Veranstaltungen gut laufen oder dass das Jugendzentrum mal eine Stunde länger offen hat, weil freiwillige Kräfte Thekendienst schieben. Der Förderverein unterfüttert die Ideen und Möglichkeiten, die aus diesem Kreis kommen, mit Strukturen. „Wir können Spendenquittungen ausstellen, haben bald eine Haftpflichtversicherung und sind schon seit langem ein Netzwerk“, stellt Dreeke den Verein vor.

Noch dazu pflegt der Freundeskreis einen Stil, der ihn von manchen Traditionsvereinen unterscheidet. Noch bevor das e.V. hinter dem Titel stand, gab es eine aktive Facebook-Gruppe mit mehr als 1000 Fans. „Darauf sind wir wirklich stolz“, sagt Dreeke. „Und wir hoffen, dass es noch mehr werden.“ Konkurrenz zu anderen Institutionen sei dem Vorstand eher fremd. „Wir setzen auf Kooperation: Jeder der eine Idee im Kopf hat etwas für Jugendliche zu tun und sich nicht zutraut, sie alleine umzusetzen, kann uns gerne ansprechen und dann schauen wir, ob wir gemeinsam etwas auf die Bühne kriegen“, sagt er. Im Dezember hatte er jeden Verein aus Bad Münder angeschrieben, um einfach mal „Frohe Weihnachten“ zu wünschen. „Das hat viele verblüfft“, schmunzelt er.

Projekte für Jugendliche sind es, die dem Verein am Herzen liegen, nicht Bauprojekte. „Das ist Sache der Stadt. Wir wollen die tolle Arbeit des Zentrums unterstützen und ergänzen“, sagt Melanie Matuszak-Röhrig, Vorstandsmitglied und dreifache Mutter. „Es geht um den Stellenwert, den wir unseren Kindern und Jugendlichen geben“, begründet sie ihr Engagement. Dreeke drückt es drastischer aus. „Ich denke, dass das, was an Jugendarbeit versäumt wird, letztlich zu mehr Arbeit für die Polizei führt.“ Schon jetzt platze das Point aus allen Nähten. Manche Bereiche, wie etwa ein Fitnessraum im obersten Stock, könnten aus Brandschutzgründen nicht genutzt werden. „Das ist schade, denn es ist gut, wenn Jugendliche ihren Ärger an einem vertrauensvollen Ort lassen können.“

Wer den Freundeskreis und damit das juristisch wie räumlich davon unabhängige Point unterstützen möchte, kann sich an Christian Dreeke wenden. „Weil viele, die dabei sein wollen, gerade erst ans Geld verdienen kommen, haben wir unsere Mitgliedsbeiträge bewusst niedrig angesetzt.“ Der Mindestjahresbeitrag liegt bei 12 Euro.

www.point-freunde.de