Von überall erklingt die Musik

Völksen. In ungewohnte Klangwelten eintauchen konnten die Besucher bei einem Wandelkonzert, für das der Völksener Hermannshof die passende Kulisse bot: Junge Musiker des Landesjugendensembles Neue Musik Niedersachsen (LNM) führten die Zuhörer zu idyllischen Plätzen und boten experimentelle Hörerlebnisse mit einigen Überraschungseffekten.

Die Violinen und das Violoncello schienen miteinander zu wispern, kurze melodiöse Notationen lösten sich auf in experimentellen Passagen, unterbrochen von den gerufenen Zahlen der Musiker eins bis 13: „Black Angels“ aus der Feder von George Crumb machte den Auftakt dieses Konzerts, das – ganz im Zeichen des 100-Jahre-Bauhaus-Jubiläums – unter dem Motto „Architektur und Neue Musik“ stand.

„Lassen Sie die Musik auf sich wirken, haben Sie nicht den Anspruch auf Melodien“, riet die künstlerische Leiterin und Dozentin des LNM, Carin Levine, den Zuschauern, von denen viele zum ersten Mal zu Gast auf dem Hermannshof waren. Dort hieß der künstlerische Leiter und Geschäftsführer Eckhart Liss die Besucher aus nah und fern willkommen und lud sie nach dem zweistündigen Konzert zu Speis und Trank ein. Eine Familie war sogar aus New York zu Gast in Völksen.

Doch zunächst gehörten das Haus im Park, die Terrasse des Gästehauses, der Teepavillon und der Steinbruch den jungen Musikern, mit deren Konzert auch die Veranstaltungsreihe Kultursommer der Region Hannover auf dem Hermannshof Station machte. Nach einer einwöchigen Arbeitsphase in Wolfenbüttel und einem ersten Konzert in der dortigen Landesmusikakademie brachten sie mit dem Gastdirigenten Lucas Vis die facettenreiche Welt der zeitgenössischen Kompositionen zu Gehör. Ihr Repertoire umfasste Werke des 21. und 20. Jahrhunderts, wie etwa Leopold Hurts „Broken Consort (III), „5 Stücke für Orchester“ von Anton Webern oder auch Alexander Schuberts „Hello“: Dazu spielten Ensemblemitglieder im Haus im Park lautmalerisch komplexe Rhythmen, synchron zu einem Video, auf dem ein Mann in kurzen Sequenzen agiert. Das Gelände mit seinen unterschiedlichen Spielorten sei einfach wunderbar, schwärmte Dozentin Levine. Ihr ganz persönlicher Lieblingsort sei übrigens der Teepavillon, verriet sie. Dort hörten die Gäste Charlotte Seithers Stück „Tell It Or Shout“, einen musikalischen Dialog zwischen Posaune und Violone im Inneren des Pavillons, der zu den Zuhörern nach draußen getragen wurde.

Den Abschluss machte Axel Fries‘ Stück „Alu“. Dafür spazierte das Publikum in den Steinbruch, wo auf zwei Aluplatten lediglich zwei Töne erzeugt wurden – ein Experiment mit der ganz eigenen Akustik im tief gelegenen Steinbruch, in dem sich zum Klang der Metallplatten das Rauschen des Windes mischte.