Kegeln, Essen und Exkursionen

„Im Jahre 1919 trafen sich Soldaten und Offiziere, die den Krieg 1914 bis 1918 überlebt hatten und heile nach Hause gekommen waren und beschlossen, nicht Trübsal zu blasen, sondern lustig zu sein und jeden Donnerstag zum Kegeln zusammen zu kommen“:

So beschreibt die Festzeitschrift zum 95-jährigen Bestehen des Akademischen Kegel Clubs Bad Münder schlicht und einfach sein Entstehen vor nunmehr 100 Jahren. Präsident Dietrich Weiß, Sozialwissenschaftler und ehemaliger Fachhochschullehrer und Vize-Präsident Ulrich Marten, Diplom-Kaufmann, stehen derzeit an der Spitze des Vereins, der jährlich sein Präsidium neu wählt.

„Was unsere Urahnen sich dabei gedacht haben, als sie einen Akademischen Kegel Club gründeten, weiß ich auch nicht“, sagt Marten. Soweit er die Geschichte des Vereins überblicken kann, sei es schon ein wenig elitär zugegangen. Richter, Anwälte, Lehrer, Apotheker, Ärzte und Männer aus ähnlichen Berufen, die man nur durch ein Studium ergreifen kann, aus der Region Bad Münder waren im Kegelclub vertreten.

Was die Gründungsmitglieder betrifft, kegelte man im Gasthaus zum Bahnhof, dem heutigen Kastanienhof, von 20 bis gegen 24 Uhr und ging dann zum Mauscheln über. Das war ein Kartenspiel, das gewöhnlich bis 4 Uhr morgens dauerte, heißt es in der Festschrift. Dabei sei kräftig gebechert worden. Autos gab es ja kaum und ein alkoholisches Limit war noch nicht gesetzt.

Auch wenn sich manche Rahmenbedingungen geändert haben, wird auch heute noch im Kastanienhof gekegelt. Die Damen der Mitglieder sind seit Ende der 60er-Jahre dabei und „bestimmen mehr die Geschicke des Vereins, als wir Männer gern zugeben mögen“, sagt Marten lächelnd.

Beim Kegeln im AKC gehe es nicht so sehr um die sportliche Leistung, sondern um die Freude an der Bewegung und natürlich um die Gemeinschaft der Vereinsmitglieder. Turniere, bei denen man auslotet, wer der Beste ist, stehen nicht auf dem Programm des Clubs. Im Blick auf sein Weiterbestehen plane der Kegelclub einige Änderungen seiner Satzung. So sollen künftig auch Damen Mitglieder des Kegelklubs werden können. Auch, wenn man den Namen vermutlich nicht ändern werde, sei eine akademische Ausbildung künftig nicht unbedingt Voraussetzung. „Allerdings werden wir uns die Personen ansehen, die in unseren Verein eintreten wollen, denn passen sollte es schon“, ist die Präsidentschaft sicher.

Beachtlich sei übrigens das Alter einiger Mitglieder: Vor einiger Zeit ist ein über 90-jähriges Mitglied verstorben, das derzeit älteste Mitglied ist 88 Jahre alt, betont Präsident Dietrich Weiß. Aus den wöchentlichen Kegeltreffen sind schon längst monatliche Zusammenkünfte geworden, bei denen man zwar immer noch kegelt, aber auch gerne zusammen isst und sich unterhält. Gelegentlich sind auch kleine Vorträge zu aktuellen Themen an den Abenden geplant. Außerdem gibt es Exkursionen, anfangs über mehrere Tage, in jüngerer Zeit als Tagesfahrten, bei denen natürlich immer die Ehepartnerinnen dabei sind.

Mit Blick auf die Gründerväter tragen die herbstlichen Exkursionen die militärische Bezeichnung Herbstmanöver und führten beispielsweise nach Quedlinburg (2003), nach Magdeburg (2006) und Münster (2007) oder zu einer Besichtigung der Meyerwerft an der Ems (2008), nach Bremerhaven (2009) oder Oldenburg (2011), nach Halberstadt (2012), nach Artland im Hasetal (2013) oder in die Altmark nach Tangermünde (2014).

In jüngerer Zeit reiste die Gruppe auch nach Kalkriese bei Bramsche, wo vielleicht die Schlacht des römischen Feldherren Varus gegen die Germanen stattgefunden hat und nach Osnabrück, wo man im vom amerikanisch-jüdischen Architekten gebauten Felix Nussbaum-Haus die Bilder des Malers betrachten konnte, der 1944 in Auschwitz-Birkenau starb. Demnächst wird der Verein nach Paderborn aufbrechen. Da stehen dann ein Museumsbesuch und eine Stadtführung auf dem Programm.

Wer Interesse an der Mitgliedschaft im AKC hat, kann sich bei Vize-Präsident Ulrich Marten entweder unter 05042/989110 oder per E-Mail an Ulrich.marten@t-online.de melden.