Wenn alte Häuser erzählen könnten

Es ist die Ironie der Geschichte. Das Fachwerkhaus „In der Welle“, bekannt als Haus Lauenstein, dessen Vorgänger verantwortlich für die verheerende Feuersbrunst am 5. Mai 1794 in Gestorf war, zählt heute zu einem der Schönsten seiner Art.

Das zu würdigen, war dem Heimatverein Gestorf eine kleine Zeremonie wert, bei der er im Beisein von gut 30 Gästen eine Hinweistafel mit der Historie des Gebäudes am Eingangsbereich enthüllte.

Bernd-Georg Höfer, Vorsitzender des Vereins, hatte tief in den Archiven nachgeforscht, seinerzeit gepflegt vom Großbauern Heinrich Freimann bis zu dessen Tod. Vier Feuersbrünste hatten zwischen 1765 und 1811 den Harbergort heimgesucht. Die von 1794 war dabei die Schlimmste. 58 Hofstellen mit insgesamt 71 Gebäuden wurden dabei ein Raub der Flammen. Lediglich die gegenüberliegende Kirche überstand den Großbrand. Sie war bereits mit Dachziegeln eingedeckt, während die übrigen Gebäude immer noch Strohdächer hatten.

„1884 hat mein Urgroßvater das 1795 wieder aufgebaute Haus gekauft“, erzählte die heutige Besitzerin Astrid Lauenstein. Seitdem hätten darin stets, nur mit einer kurzen Ausnahme in den Achtzigerjahren, die Nachfolger der Lauensteins gewohnt. Die Standorte der Gebäude haben sich im Laufe der Jahre geändert – das dokumentiert ein Bild, das Lauenstein den Anwesenden präsentierte. Früher standen die Häuser dicht an dicht, was dem Brandschutz nicht gerade zuträglich war. Das Haus Lauenstein lag als Halbkötnerhof Nummer 29 ursprünglich an der Ecke In der Welle/ Im Baumhof und war ein sogenannter Zwillingshof des östlich gelegenen Hofs Nummer 30. Bis zum Jahre 1653 konnten die Besitzer nachverfolgt werden. Von 1988 bis 1989 haben die jetzigen Eigentümer das Gebäude entkernt und innen nach ihren Vorstellungen und Bedürfnissen neu aufgebaut. Die Außenfassade wurde nicht verändert, sondern mustergültig renoviert. Auch die Utlucht, ein Gebäudevorsprung mit einem kleinen seitlichen Fenster wie es damals üblich war, blieb erhalten. Selbst das 140 Quadratmeter große Nebengebäude, in dem bis in die Sechziger Schmiedemeister Lauenstein sein Handwerk ausgeübt hat, steht noch an seinem alten Platz.

Ortsbürgermeister Eberhard Brezski nutzte die Feierstunde auch, um Höfer den Siegerpokal zu überreichen, den die Mitglieder des Heimatvereins beim Gestorfer Bürgerkönigsschießen als Bestplatzierte gewonnen hatten.