Pferde äußern sich subtil

VON KATHARINA WEIßLING

Flegessen. „Eine Katze macht sehr deutlich klar, was sie will, Pferde äußern sich subtiler“, erklärt Ayrin Piephoh. Seit sie zehn Jahre alt ist, hat sie die Stute Gynger. Platz war auf dem Hof ihrer Eltern genug, ein Reitstall mit Unterrichtsangebot jedoch in weiter Ferne. Also setzte sich das ungleiche Paar auseinander. „Ich war sogar eine ziemlich schüchterne Reitschülerin, als Gynger in mein Leben kam“. Zahlreiche Abwürfe waren Teil des gemeinsamen Weges, doch mit der Zeit entstand eine enge Bindung. Ayrin Piephoh begann, besser und besser zu verstehen.

Nach dem Abitur verbrachte sie sieben Monate bei dem Pferdeflüsterer und Buchautor Wolfgang Marlie in Scharbeutz. Es folgten viele weitere Trainings und Seminare bei anderen Pferdemenschen. Mal setzte Ayrin Piephoh sich mit barocker Reitkunst nach Art der Hofreitschulen auseinander, dann folgte sie den Spuren der Wildpferde in Bosnien.

„Seitdem habe ich auch das Futter unserer Pferde umgestellt“, sagt sie. Weg von fertigen Müslis und industriell gefertigten Leckerlis hin zu dem, was die Tiere von sich aus suchen. „Mir war aufgefallen, wie gesund die Wildpferde waren und wie gut sie auch schwere Verletzungen heilen konnten“, erzählt sie. Nun hätten ihre Stuten vielleicht etwas rundere Bäuche als früher, andererseits müssten sie auch nicht dem Schönheitsideal von Sportpferden genügen. „Die sind gewissermaßen die Bodybuilder unter den Vierhufern“.

Seit einigen Jahren berät Ayrin Piephoh selbst andere im Raum Hannover dabei, anders mit ihren Tieren zu kommunizieren als über klassische Reithilfen. „Es ist mein großes Hobby“, sagt die Studentin. Dabei hätten die Stuten Gynger und deren Tochter Gyves sie weiter gebracht als sämtliche Kurse, die sie belegte. „Wir sind an unseren Problemen gewachsen“, sagt sie. Positive Überraschungen gab es auch. Gyves, die von klein auf an die Laute gewöhnt war, mit denen Ayrin sich verständlich machte, bedurfte keinerlei Einreitens. „Sie war ja auch nie verritten worden“, sagt Piephoh dazu. Und so geht es auch mit ihr manchmal in schnellem Galopp über Stoppelfelder.

Es sind starke, selbstbewusste Tiere, mit denen Ayrin Piephoh umgeht. Damit es ihnen rundum gut geht, bietet ihre Halterin ihnen auch Sport an. Fußball zum Beispiel oder eine Dressur über Körpersprache und Klicks. Schön anzusehen ist, was da passiert zwischen Tier und Mensch. Auf Kommando steigen sie, gehen rückwärts und wenn ihnen danach ist, betreiben sie achtsam soziale Fellpflege.

„Chef dieser beiden will ich gar nicht sein, denn dann müsste ich 24 Stunden am Tag mit ihnen verbringen, um ihnen Sicherheit zu vermitteln“, sagtPiephoh.

Stattdessen hat sie den Kopf frei für andere Sachen. Poetry Slammen zum Beispiel oder das Studium, im Besonderen das Verhalten wilder Tiere. Vielleicht geht es nach dem Studium in die Feldforschung.

Mehr über AyrinPiephohs Weg mit den Pferden, spektakuläre Fotos und auch ihr Beratungsangebot gibt es unter www.gyay.de.