Feiern, wo der Schoppen schmeckt

„Wenn man so im Weinberg steht und schnuppert, da weiß man gleich, was über den Wein, der da wächst. Die Trauben nehmen alles in sich auf“, sagt Volkmar Braun. Wie sein Vater und sein Sohn ist er Weinbauer.

Die Trauben der Familie reifen im pursten Idyll in Nordheim nahe Würzburg, dort, wo der Altmain zu Füßen von Weinbergen fließt. „Bei uns ist die Welt noch in Ordnung“, spricht der Winzer aus dem 1000-Seelen-Dorf im gemütlichen fränkischen Dialekt.

Gerade bereitet er sich darauf vor, das, was da sonnenverwöhnt an der Altmainschleife wächst, in den Norden zu transportieren. Denn das Berggasthaus Ziegenbuche in Bad Münder lädt für Sonnabend, 15. Juni, zu seinem zweiten Weinfest ein. Wie immer mit weitem Blick vom Deisterhang auf Bad Münder, diesmal jedoch mit „Winzertalk“. Der Winzer der Wahl macht das nach eigenem Bekunden „so in der Form zum ersten Mal“, dafür aber umso unerschrockener. Die Familie Braun lebt seit Generationen vom Wein, und wo andere landwirtschaftliche Zweige mit der Zeit aufgegeben wurden, sei inzwischen umso mehr Raum für Verkostungen.

„Wir finden das toll, mit Volkmar Braun jemanden einzuladen, der mit seinem eigenen Familienbetrieb ähnlich tickt wie wir“, sagt Chefin Jana Bogorinsky-Schäfer. „Da packen alle mit an.“ Außerdem sei die fränkische Gastlichkeit etwas, das sie auch im eigenen Hause gerne sehe. „Da rücken die Leute an den Tischen zusammen, bis alle Plätze belegt sind, und kommen über den Wein ins Gespräch“, erklärt sie.

Braun, der schon seit bald 20 Jahren immer wieder auch Kunden in Bad Münder beliefert, will es ganz pragmatisch angehen: „Am besten ist es, gar nicht aufs Etikett zu gucken, sondern einfach zu probieren und herauszuschmecken, was einem selbst am besten schmeckt.“ Und weiter: „Das kann man getrost über Bord werfen, wenn man vor zehn Jahren mal einen Dornfelder aus dem Laden mitgenommen hat und der nicht schmeckte.“ Jeder Boden sei anders, jede Lage und natürlich jedes Jahr. „2018, besser geht’s nicht“, lautet sein knappes Urteil über den Jahrgang, den er am Sonnabend mitbringt. Im Gepäck: Silvaner, Kerner, Grauburgunder, Müller-Thurgau, aber auch Rotling-Secco, Domina, Dornfelder und Schwarzriesling.

Es ist eine Besonderheit des Weinguts am Kreuzberg, schon seit langem auch auf rote Trauben zu setzen. 25 Prozent an der Gesamtproduktion machen die Roten aus. „Das ist viel für Franken“, sagt der Kenner. Darauf, dass es im Zuge des Klimawandels wärmer wird, sind sowohl die Gastronomen am Deister, als auch die Winzerfamilie an der Mainschleife vorbereitet. „Wir merken, dass unsere Terrasse und der Biergarten immer mehr Leute anziehen, die bei schönem Wetter hochkommen, um die Aussicht zu genießen und noch einen Wein zu trinken“, sagt Bogorinsky-Schäfer. Im südlichen Nordheim schöpft das Weingut am Kreuzberg Wasser aus fünf Brunnen, die Reben auf den 20 Hektar Bewirtschaftungsfläche bekommen, ihr Wasser tröpfchenweise über moderne Bewässerungsanlagen.

Umso mehr kann sich Braun auf die Geschichten konzentrieren, die sich rund um den Wein ranken. Mal handeln sie von den Böden (Muschelkalk), fast immer sind es auch Familiengeschichten. Vor ein paar Jahren zum Beispiel trat ein Verwandter seine Lagen an ihn ab. „Jetzt habe ich plötzlich sogar Chardonnay und Sauvignon Blanc, was ich nie wollte, aber die Leute trinken das so, dass ich kaum nachkomme.“

Und auch sein Sohn, der 27-jährige frisch studierte Weinbauer Moritz, hält mit neuen Ideen nicht hinter dem Berg. Mal reifen dessen Weine sachte zirkulierend im französischen Beton-Ei, mal lässt er die Silvaner-Trauben des eigenen Weinbergs spontan im Holzfass auf Feinhefe gären. Der Name des exklusiven Angebots: „Moritz‘ 5. Streich“. „Auch mein Vater ist unglaublich froh und stolz, dass das bei uns so weitergeht“, weiß Braun.

Die Ziegenbuche hat unterdessen alles so eingerichtet, dass sich auch die Kinder beim Weinfest wohlfühlen können. Zu dem großzügigen Spielplatz mit Blick aufs Ziegengehege gibt es am Sonnabend noch eine Hüpfburg. Ab 16 Uhr beginnt der Winzertalk. Und weil sich längst rumgesprochen hat, dass rund ums Weingut am Kreuzberg die fränkische Toskana liegt, kocht Nico Schäfer so, dass ab 18 Uhr ein mediterranes Buffet zu genießen ist. Kleiner Ausreißer: Warmer Ziegenkäse mit Biergelee der Hausbrauerei Denner aus Bad Münder. „Wir beziehen nicht nur gerne direkt vom Erzeuger, wie mögen es auch lokal“, sagt Schäfer.

Und wer am Sonnabend tanzen will, der kann auch das. Die Band Happy Connection sorgt für Livemusik am Deisterhang.