Auch über das Leben reden

Wenn Ehepartner lange zusammenleben und nach dem Tod des Partners alleine sind, entsteht eine schmerzliche Lücke. Um wieder Mut zum Weiterleben zu schaffen, ist es gut, jemanden zu haben, mit dem man sprechen kann.

Das sind nicht immer Mitglieder der Familie, die vielleicht weit entfernt leben. Eine Möglichkeit ist der Gesprächskreis für Trauernde in Bennigsen, der im zwölften Jahr von Sigrid Beckmann aus Lüdersen geleitet wird. „Viele Jahre waren auch Maria Dittert und Renate Rietzsch dabei“, erinnert Sigrid Beckmann.

Jeden zweiten Montag im Monat trifft sich die Gruppe im Pfarrhaus der evangelischen Kirchengemeinde Bennigsen ab 15 Uhr für eineinhalb Stunden, um miteinander über die persönlichen Gefühle, aber auch über Alltagsprobleme zu sprechen, die durch den Verlust des Partners oder eines geliebten Menschen entstehen. Um teilzunehmen, muss man nicht evangelisch sein.

Manchmal sei es die Aufgabenaufteilung, die viele Jahre des gemeinsamen Lebens praktiziert wurde und die dann dem übrig gebliebenen Ehepartner Probleme mache, weil er alles zu stemmen habe. Das bestätigen auch zwei Frauen und langjährige Mitglieder des Gesprächskreises. Beide haben sehr unterschiedliche Schicksale mit ihren Ehemännern. Eine von ihnen musste mit einem plötzlichen Tod fertig werden. Ihr Mann wurde aus dem aktiven Leben herausgerissen, als er vor etlichen Jahren kurz vor Weihnachten von einer abendlichen Sitzung wieder nach Hause kam. „Das war für mich ein Schock. Ich wäre am liebsten auch gleich gestorben. Aber ich hatte ja noch meine Mutter zu versorgen, wurde also gebraucht. Die Gruppe hat mir damals sehr geholfen. Wir hatten alle ähnliche Erfahrungen gemacht. An Anfang haben wir zusammen viel geweint“, erinnert sie sich.

Die Gruppe sei ein geschützter Raum, in dem sich Gefühle auch entfalten können, betont Beckmann. Tränen seien dabei wichtig. In den Familien und im Bekanntenkreis fehle oft das Verständnis dafür, dass die Trauer so viel Zeit in Anspruch nehme. Da fiele gelegentlich der Satz: „Jetzt ist aber genug mit der Trauer.“ Oder es werde empfohlen, sich nach einem neuen Partner umzuschauen.

Die andere Teilnehmerin an dem Gesprächskreis musste ihren Mann auf einem Leidensweg begleiten, der nach einem Aneurysma begann. „Pfingsten, beim Mühlenfest, bekam mein Mann schlimme Kopfschmerzen. Wir riefen den Notarzt. Mein Mann kam ins Agnes-Karll-Krankenhaus, von da in die Medizinische Hochschule.“ Insgesamt waren es anderthalb Jahre Krankenhaus und Reha und seine Frau, die ihn jeden Tag besucht hatte, musste darum kämpfen, dass ihr Mann wieder nach Hause kam, weil man ihn seitens der Reha schon im Pflegeheim angemeldet hatte. Zuhause konnte ihr Mann die Zeitung lesen. Er war linksseitig gelähmt und hatte immer wieder Lungenentzündungen. Sechs Jahre nach dem Aneurysma verstarb er.

Von den persönlichen Erfahrungen, die mit dem Tod eines wichtigen Menschen zu tun haben zu erzählen, ist im Trauerprozess sehr wichtig. Der Gesprächskreis bietet dafür den Rahmen. „Wir freuen uns über Männer und Frauen jedes Alters, die zu uns stoßen möchten“, sagt Sigrid Beckmann und fügt hinzu: „Es ist nicht so, dass wir nur traurige Themen besprechen. Gelegentlich wird bei uns auch gelacht.“