Bienen, Blumen, Blattläuse

Ein halbes Dutzend Gläser steht auf dem Tisch. Eines voller Probierlöffel, fünf gefüllt mit Stoff, für den Bienen an Deister und Süntel voriges Jahr hart gearbeitet haben. Mal flüssig, klar und besonders dunkel, mal cremig schaut der Honig aus, den Imker Wulf-Ingo Lau zur Verkostung anbietet.

VON KATHARINA WEIßLING

Der Geschmack begeistert Imker, lässt andere Leckermäuler aber auch staunen oder gar zurückschrecken. „Da schmeckt jeder Honig verschieden, meistens aber würziger als der übliche Honig“, erklärt der Brullsener. Malzige Noten sind dabei, aber auch herbe, leicht bittere im Abgang. Es handelt sich um heimischen Waldhonig, auch Honigtautracht-Honig genannt. Eine Seltenheit in unseren Breiten. „Hier gab es vor 21 Jahren zuletzt so viel Waldhonig“, stellt Wulf, auch ein erfahrener Imkerberater des Bieneninstituts Celle, heraus. In Süddeutschland gebe es solche Sorten häufiger. An seiner Entstehung waren nicht unbedingt Wälder beteiligt. Aber außer den Bienen auf jeden Fall auch Blattläuse. Für manche Vertreter dieser Art bot der heiße, trockene Sommer 2018 geradezu paradiesische Verhältnisse: Bäume, Sträucher und Blumen sonderten Pflanzensäfte aus, die kein Regen abwusch. Weil es den Bäumen selbst an Wasser fehlte, war die Nährstoff-Konzentration dieser Säfte umso höher.

„Da sind Eiweiße drin, aber auch Kohlenhydrate, für die die Läuse selbst keine Verwendung haben“, sagt Experte Wulf-Ingo Lau. Doch was die Insekten teils nahezu unverdaut wieder ausscheiden, ist Wespen, Bienen und vor allem Ameisen gerade lieb.

Die Bezeichnung Waldhonig ist dabei etwas irreführend. Auch Imker mit Völkern fernab jedes Wäldchens hätten den Rohstoff geschleudert, weiß Lau. Denn Honigtau komme auch im Garten vor. Die Imker jedenfalls seien entzückt ob dieser Abweichung von der Norm. „Dieser Honig schmeckt einfach mal anders“, sagt Wulf-Ingo Lau.

Und je überzeugter die Imker von ihrem eigenen Produkt seien, desto begeisterter würden sie ihn auch präsentieren. Gerade weil Waldhonig so rar ist, habe er auch einen anderen Preis.

Für die Bienen selbst ist der Honigtauhonig eine zweischneidige Sache, erläutert der Bienenexperte Wulf-Ingo Lau. Nicht nur Fermente fänden sich darin, sondern auch die Zuckerart Melezitose, die den Stoffwechsel der Bienen im Winter schlicht überfordert und die Gesundheit der fleißigen Insekten sogar gefährdet.