Mit der Kamera durch die Welt

. Manche Menschen haben ein Hobby – und manche Menschen entwickeln dieses Hobby bis hin zur Professionalität. So sehr, dass es sie um die Welt trägt. Das trifft zu auf Gertraud Lauber aus Bakede, Gewerkschaftssekretärin in Hannover.

Als sie damals als junge Frau die Kamera ihres Vaters erbte, ahnte sie nicht, wie sehr die Fotografie ihr Leben einmal bestimmen würde. Damals, als 18-jährige, hielt sie die Agfa Halbformat Rollbildkamera in der Hand, fotografierte Freunde und manchmal auch die Faxen, die diese machten. „Das war ehr knipsten als fotografieren“, sagt sie heute.

„Eigentlich ging es für mich erst richtig los mit der Digitalisierung der Fotografie und der Möglichkeit, die Fotos am Rechner zu bearbeiten.“ Manchmal dauere solch eine Fotobearbeitung bis zu drei Stunden, sagt Lauber. Es gebe auch Fotos, die sie erst mal auf die Seite lege, um nach ein paar Wochen weiter daran zu arbeiten. „Ich denke, so ähnlich wird es auch im Atelier eines Malers sein, dass er die Arbeit an einem Bild zwischendurch ruhen lässt.“

Die erste Digitalkamera hatte sie auch nicht sehr lange. Bald merkte sie, dass es doch wohl eine Vollformatkamera sein müsse. Aber die hatten anfangs auch noch Kinderkrankheiten, da waren zum Beispiel Flecken auf dem Sensor, die die Qualität des Bildes natürlich beeinträchtigten.

Mit ihrem augenblicklichen Equipment ist sie zufrieden. Meist ist sie mit Stativ, Kamera und zwei Objektiven unterwegs. Gut fünf Kilo muss sie dann tragen. Aber was tut eine Fotobegeisterte nicht alles für ein ausdruckstarkes Bild? Manches Mal kommt es nicht nur darauf an, ein interessantes Motiv zu haben. Gelegentlich gilt es, zu warten, bis die Lichtverhältnisse so sind, wie man sie fürs Foto braucht. Oder man muss einen Flug und einige Tage Auslandsaufenthalt in Kauf nehmen, um eine ganz spezielle Architekturaufnahme machen zu können.

Lange Fußwege sind manchmal angesagt, um Aufnahmen von Naturphänomenen wie den Gesteinsformationen auf dem Coloradoplateau im Südwesten der USA möglich zu machen, weil dahin keine Autostraße führt und sie noch nicht mal in einem Reiseführer von ihrer Lage her beschrieben sind. Lange hat Lauber mit dem Satelliten-Karten-Programm Google Earth gesucht, bis sie die Lage der verwitterten Sandsteinfelsen schließlich gefunden hatte.

Manche Orte werden von Fotografen inzwischen so stark frequentiert, dass man nur noch draufhalten und abdrücken könne, sagt Lauber kritisch. „Besondere Orte wie Nationalparks in den Vereinigten Staaten, sind überlaufen. Da wimmelt es von Chinesen, die fotografieren.“ Seit etwa zehn Jahren beobachtet Lauber diese Entwicklung und sagt: „Das macht dann keinen Spaß mehr. Für ein gutes Foto braucht es Zeit und Ruhe.“

Deswegen habe sie sich auch umorientiert. Architektur und Museen seien ein neuer Schwerpunkt ihrer fotografischen Leidenschaft geworden, erzählt sie. Orte, die sie nicht unbedingt mit dem Flugzeug erreichen muss. Eine ganze Reihe von Fotos, die im Sprengelmuseum Hannover entstanden sind, hat sie auf ihrem Rechner gespeichert.

Manches Mal führt auch der Beruf sie an Orte, an denen spannende Motive auf sie warten. So hat sie das 1877 fertig gestellte und 2011 renovierte Gebäude des Militärhistorische Museums in Dresden fotografiert, in dessen Hauptteil der Architekt Liebeskind einen überdimensionalen Pfeil eingebaut hat, der an die Bombardierung der sächsischen Metropole erinnert. Weil sie in der nächsten Zeit häufiger in Finnland zu tun haben werde, werde auch hier ihre Kamera zum Einsatz kommen.