Feuerwehrmann mit jeder Faser

Bei der Feuerwehr kann man nicht sein ganzes Leben lang als aktiver Feuerwehrmann zupacken. Aber der Stuhl wird einem auch später nicht vor die Tür gesetzt: Die Freiwilligen Feuerwehren haben ihre Altersabteilung.

In der bleiben die ehemals aktiven Mitglieder der Wehr und werden manches Mal mit ihren Erfahrungen auch noch gebraucht, um die eine oder andere Sache zu regeln.

Jürgen Kuschnereit gehört mit seinen 67 Jahren zur Altersabteilung der Gestorfer Wehr und ist deren Gruppenführer. Fast 30 Jahre war er Gruppenführer I in der aktiven Wehr. Demnächst feiert er sein 40-jähriges Jubiläum als Mitglied der Feuerwehr Gestorf.

„Mit 64 Jahren musste ich ja aufhören. Da hat man mich bekniet, dass ich die Altersgruppe übernehmen soll. Das mache ich jetzt im dritten Jahr. Genau genommen ist die Altersgruppe eine Auffanggruppe für ehemals aktive Feuerwehrleute“, sagt Kuschnereit, der auch im Ortsrat Gestorf seit vielen Jahren engagiert ist. Richtige Dienste stehen für die zehn Kameraden der Altersgruppe nicht mehr an; aber zur Unterstützung der Wehr seien sie immer bereit, zum Beispiel, wenn Feste anstehen.

„Wir können dann Absperrmaßnahmen durchführen. Wenn mal ein Einsatz ansteht, und es stehen zu wenig Leute zur Verfügung, kann der Ortsbrandmeister oder sein Stellvertreter auch Kameraden aus der Altersgruppe rekrutieren und für leichtere Aufgaben mit einsetzen.“ Zwischen 64 und 86 Jahre ist das Alter der zehn Mitglieder der Altersgruppe. In früheren Jahren sei die Hydrantenpflege auch eine Arbeit für die Altersgruppe gewesen, aber inzwischen mache das die Jugendfeuerwehr. „Das könnten wir jederzeit übernehmen“, sagt Kuschnereit. „Aber wenn das die Jugendfeuerwehr macht, ist das in Ordnung. Immerhin sind vier unserer Kameraden schon über 80 und einige Mitte bis Ende 70.“

Gern denkt er an seine aktive Zeit zurück – aber es gab auch Einsätze, die Narben auf der Seele zurückgelassen haben. Er erinnert sich an einen Verkehrsunfall zwischen Gestorf und Bennigsen. Etwa 15 Jahre sei das her.

„Die Fahrerin mussten wir aus dem Auto befreien, dazu die Tür aufbrechen und die Fahrerin reanimieren, weil sie bewusstlos war.“ Der Rettungswagen habe sie zwar mitgenommen, aber zwei Stunden später habe er erfahren, dass sie verstorben sei. „Sie war wohl so Mitte, Ende 40. Das steckt man nicht so einfach weg. Damals war es auch noch nicht so, dass man als aktives Feuerwehrmitglied psychotherapeutische Betreuung in Anspruch nehmen konnte.“

Feldbrände habe er häufig erlebt, auch noch zu einer Zeit, in der man kein Löschfahrzeug mit Wasser zur Verfügung hatte. Da musste man mit Feuerpatschen die Flammen ausschlagen, oder Wasser aus einem Graben pumpen, wenn einer in der Nähe war. Später sei es dann ein Güllefass gewesen, das man mit Wasser gefüllt habe, um Löschwasser bei Feldbränden zu haben.

An einen Hausbrand erinnert er sich. Da könne man im Normalfall natürlich den Hydranten benutzen. Aber in dem konkreten Fall lag das Haus am höchsten Punkt in Gestorf. Da sei natürlich der Wasserdruck am niedrigsten. „Jetzt steht in Ges-torf ein Löschfahrzeug mit 1000 Liter Wasser an Bord zur Verfügung. Das ist ein ganz gewaltiger Vorteil“, sagt Jürgen Kuschnereit.

Einmal im Monat trifft sich die Altersgruppe, redet ein bisschen über Privates und plant gemeinsame Fahrten. Zum Beispiel war die Truppe im Hubschraubermuseum in Bückeburg, im Grenzlandmuseum, Bad Sooden-Allendorf, im Technikmuseum in Einbeck, verbunden mit einem Besuch des Weihnachtsmarktes dort und demnächst soll es auch nach Munster gehen, ins Panzermuseum. Langweilig wird es gewiss nicht.