Der Wetterexperte

Er hat den umfassenden Blick auf Springes Wetter: Karl-Hermann Heinze beobachtet, misst und notiert Daten rund um Temperaturen und Niederschläge. Und das seit genau 40 Jahren.

Für den inzwischen aus dem Berufsleben ausgeschiedenen einstigen Leiter von Springes Sozialamt ist diese Tätigkeit ein Hobby. Damals hatte er damit als Ehrenamtler für den Deutschen Wetterdienst (DWD) begonnen: Tagtäglich, pünktlich um 7.30 Uhr, las er 28 Jahre lang das Niederschlagsmaß und die Temperaturen in Mess-Einrichtungen in seinem Garten ab – und übermittelte die Daten an den DWD nach Hamburg, Monat für Monat. „Das war schon ein bisschen Arbeit“, räumt Heinze ein, der für dieses Ehrenamt eine Aufwandsentschädigung erhielt. Übernommen hatte er die Aufgabe übrigens von einem ehemaligen Physiklehrer der Heinrich-Göbel-Realschule, Günter Galler. Der Lehrer maß Temperatur und Niederschlag der Deisterstadt schon seit dem Jahr 1956.

Im Jahr 2006 war dann allerdings Schluss mit der mühseligen Übermittlung Springer Wetterdaten in den Norden: Der DWD hob seine Messstation in der Deisterstadt auf. Die Daten werden seither automatisch von einer Messanlage erhoben, die an der Springer Kläranlage installiert ist.

Heinze aber bekam zum Abschluss dieses Kapitels eine goldene Medaille des Deutschen Wetterdienstes verliehen und ein herzliches Dankeschön des damaligen DWD-Präsidenten Wolfang Kusch.

Seither beobachtet und misst Heinze das tägliche Wettergeschehen freiwillig weiter – und immer noch jeden Tag. Einige Extreme hat der Hobby-Meteorologe in dieser Zeit erlebt. Mit 37 Grad Celsius hat er in der Deisterstadt in den vergangenen Jahren mehrmals extrem hohe Temperaturen gemessen. Auf diese Rekordmarke kletterte das Thermometer zuletzt im Sommer 2018. Heiß war es in Springe allerdings auch im Jahr 1959. Der damalige Sommer ließ das Quecksilber auf 35 Grad steigen.

Und die höchste Niederschlagsmenge gab es im Sommer 2017: 92 Milliliter fielen in nur 24 Stunden. Viele Bewohner aus Eldagsen und Bennigsen werden dieses Regen-Ereignis mit nachfolgendem Hochwasser wahrscheinlich noch lange in ihrer Erinnerung behalten.

Die höchste Schneemenge in der Deisterstadt ermittelte Heinze im Februar 1979 – während der damaligen Schneekatastrophe in Norddeutschland. „Damals lagen hier 48 Zentimeter, das war schon ordentlich“, erinnert sich der Springer.

Nun hofft der frisch gebackene Großvater, dass auch seine eindreiviertel Jahre alten Enkelkinder, ein Zwillingspärchen, bald einmal richtig ordentlich Schnee erleben. An den nächsten Tagen könnte es so weit sein, hofft Heinze. Dass es in Springe nur noch so selten schneit, andere Extreme aber zunehmen, seien vielleicht die Vorboten des Klimawandels, fürchtet der Hobby-Meteorologe.

Dabei ist er inzwischen auch für die Messung von Schnee oder auch Hagel bestens präpariert: Musste Heinze früher noch warten, bis das gefrorene Wasser geschmolzen war, um die Menge bestimmen zu können, so ist seine kleine Niederschlags-Station inmitten seiner Rasenfläche heute sogar beheizt. Und Messdaten kann er nun auch von einem Empfänger an der Hauswand ablesen.

„Früher musste ich mir den Weg zur Messstation manchmal sogar von Schnee freischaufeln“, erzählt er mit einem Schmunzeln. Das Ablesen der Daten, die er übrigens auch monatlich der Neuen Deister-Zeitung zur Verfügung stellt, ist inzwischen also deutlich komfortabler geworden. Spaß macht es Heinze nach wie vor. Und auch das Wetter jenseits der Springer Stadtgrenzen und deutschlandweit hat er regelmäßig im Blick: Das Schauen des täglichen Wetterberichts im Fernsehen ist Ehrensache. Und auch die NDR-Teletext-Tafel 664 schaut sich Springes Wetter-Experte regelmäßig an. Hier erscheint auch der Ort Springe gelegentlich – bei extremen Wetterereignissen.