Biken, Natur und Teamspirit

Schlammbespritzt, mit einem breiten Lächeln im Gesicht und dem Wunsch nach einer heißen Dusche – so kommt ein „Süntelbiker“ nach einem Tourentag typischerweise nach Hause.

Davor heißt es: gemeinsam in die Pedale treten, spüren wie es um die eigene Form bestellt ist, schwitzen und vor allem genießen. Tolle Aussichten, rasante Singletrail-Abfahrten, dazu den Schnack.

„Süntelbiker, das ist schon mehr als Kilometer schrubben, die Gemeinschaft ist wichtig“, sagt Simone Aschendorff aus Hadessen. Fast seit der ersten Stunde fährt sie mit, hat es inzwischen übernommen, die Gruppe organisatorisch zusammen zu halten. Seit mehr als 25 Jahren bestehen die Süntelbiker als lockerer Zusammenschluss. Einen eingetragenen Verein gibt es nicht, dafür aber gewachsene Freundschaften und eine große Kenntnis über den Naturpark Weserbergland, besonders den Süntel. Wer neu dazustößt, kommt in den Genuss ausgefeilter Routenplanung. „Schwarze Touren sind das vor allem; der Süntel ist voll davon“, benennt Aschendorff das Niveau, auf dem die Gruppe fährt.

Dabei gelte: „Bequem hoch, anspruchsvoll wieder runter.“ Mit welcher Ausrüstung das am besten klappt, ist jedem selbst überlassen. Überhaupt sei die Gruppe keineswegs homogen. Fahren manche zu den jeweiligen Treffpunkten mit dem Auto an, haben andere schon ein paar Kilometer mit dem Rad zurückgelegt. Tritt der eine grundsätzlich in Jeans und Turnschuhen an, gehen andere bekleidungstechnisch hochgerüstet an den Start.

„Einen Reifenwechsel oder kleinere Reparaturen kriegen wir auch unterwegs hin, schwere Unfälle hatten wir Gott sei Dank in der ganzen Zeit nie“, erzählt Aschendorff. Noch sind E-Bikes in der Minderheit. Die Fahrer kommen aus verschiedensten Ecken, angefangen von Hadessen über Hameln bis Bad Münder. „Und wir haben für alles so unsere Spezialisten“,informiert Marketing-Fachfrau Aschendorff. Der eine hat einen Blick für Orchideen entlang der Strecke und sei besonders fit in der Tourenplanung, ein anderer hat in der Vergangenheit sogar ein Buch voller Entdeckungen rund um geschichtsträchtiges und entdeckenswertes im Süntel geschrieben. Darin: Etliche Fotos aus gemeinsamen Touren mit den Süntelbikern. Darüber hinaus schweißt geteilter Humor die Gruppe zusammen. „Bei kurzen Pausen oder beim Einkehrschwung-Weizen reden wir über alles was uns so bewegt, mal Berufliches, mal Familiäres.“ Für die eingeschworenen Fahrer ist der Termin alle zwei Wochen Pflicht, ein wertvoller Ausgleich zum Alltag, Spaß am Biken, aber auch pure Freude an der Natur. „Darum achten wir sehr darauf, uns respektvoll im Wald zu bewegen: Wir achten den Schutzraum der Tiere, wir nehmen jeglichen Müll wieder mit“. Geht es in Gebiete außerhalb des Süntels, zum Beispiel zu einer Tagestour in den Harz, ist Flexibilität gefragt. Wo früher ein ganzer Schrank mit Kartenmaterial herhalten musste, funktioniert die Tourenplanung heute über eine Outdoor-Routenplanungsapp. „Da gehen trotzdem schon mal drei bis vier Stunden ins Land, bis eine neue Tour steht“, sagt Aschendorff. Doch erst auf den Rädern nimmt das Abenteuer seinen Lauf: „Wir fahren bei jedem Wetter und es kommt auch mal vor, dass Wege so schmal werden, dass wir die Räder ein paar Höhenmeter tragen“, sagt sie. „In solchen Situationen ist Teamgeist gefragt“.

Sind die Biker im Süntel, führt die Tour fast immer zum Süntelturm. „Das ist toll dort oben, und wir unterstützen diese Art von Gastronomie gerne“. Weihnachtsfeiern und das Jubiläumsfest finden dort dann schon mal außerhalb der üblichen Öffnungszeiten dort oben statt. „Dass das geht, wissen nur wenige, und die Atmosphäre, wenn es dann im Dunkeln mit Taschenlampen wieder runtergeht, ist einmalig.“