Das Urgestein der Bergbühne

. Erwin Delekat ist wohl das, was man als Urgestein der Lüderser Bergbühne bezeichnen kann.

Er hat das Amateurtheater vor genau 40 Jahren gemeinsam mit einer Handvoll Lüderser – einschließlich seiner Frau Roswitha – aus der Taufe gehoben. Delekat spielte bei zahlreichen Aufführungen mit und führte mehrfach Regie. Bis vor kurzem stand er beim Dreiakter „Drei Engel für Helmfried“ auf der Bühne – womöglich der letzte Auftritt für den 73-Jährigen bei den großen Herbstproduktionen der Bergbühne.

„Mein Plan ist, dass dies meine letzte Rolle bei einem Dreiakter ist“, bestätigt Delekat. Bei Bedarf jedoch, so sagt er mit verschmitzten Lachen, stehe er zur Verfügung. Überhaupt lacht der Lüderser gerne, der in einem kleinen Dorf nahe Bremen aufgewachsen ist. Ernste Rollen sind seine Sache nicht. „Da treffe ich nicht den richtigen Ton“, weiß Delekat, dem die Schauspielerei von Jugend an vertraut ist.

Es war in einer Dorfkneipe seines Heimatortes nahe Bremen, wo er mit 14 Jahren erste Bühnenerfahrung in einer Rolle als Gärtnergehilfe sammelte. Und weil man damals erst mit 16 Jahren eine Kneipe betreten durfte, wurden die Proben kurzerhand in die Küche des Gasthauses verlegt. Gesprochen wurde das Stück auf Plattdeutsch. Das kann Delekat aus dem Effeff. Hochdeutsch hat er selbst erst gelernt, als er zur Schule kam.

Und so verwundert es nicht, dass bei einem breit gefächerten Sketchprogramm der Lüderser Bergbühne, bei dem Delekat aktiv ist, auch einige Stücke auf Platt gespielt werden. An ein derartig vielfältiges Spielangebot war aber nicht zu denken, als Delekat am 27. Januar 1978 gemeinsam mit seiner Frau Roswitha und mit Renate Raasch, Hans-Jürgen Raasch, Christa Schneider-Baumann, Wolfgang Baumann und Hermann Reiners und der dann gewählten Vorsitzenden Lydia Rodewald beschloss, eine Theatergruppe zu gründen. Außer Erwin Delekat hatte keiner der anderen Vorkenntnisse von der Schauspielerei oder der Spielleitung.

„Damals dachte ich: Das geht nicht lange gut“, erinnert sich Delekat, der zum zweiten Vorsitzenden gewählt wurde. Und nach wenigen Jahren den Verein dann an der Spitze führte, bis er das Amt 2001 abgab. Zwischenzeitlich wurde Delekat auch für 25-jährige Mitgliedschaft mit der Ehrennadel des Bundes Deutscher Amateurtheater ausgezeichnet: Doch die Laienschauspieler machten ihre Sache gut – und können heute auf ein treues Stammpublikum und volle Säle setzen. „Den Zuschauern Freude zu machen, ist das A und O beim Theaterspielen“, sagt Delekat.

Und die Zuschauer kommen von weit her, um das Ensemble spielen zu sehen. Dabei stand Delekat – nach einigen Jahren Pause bei Dreiaktern – in dieser Saison als Hieronymus Drompeter auf der Bühne, in dessen Nachbarschaft das Muttersöhnchen Helmfried endlich zum Mann wird. Dass es dabei sprachlich nicht immer jugendfrei zugeht, daran musste sich Delekat erst gewöhnen, erzählt er. Doch er entwickelte viel Freude an dem Stück um die späte Entjungferung eines erwachsenen Mannes. „Und es gab auch aus den Reihen der Zuschauer keine kritischen Anmerkungen zu dem Thema“, erzählt Delekat.

Mit seiner Frau Roswitha und dem heute 47-jährigen André ist er 1976 nach Lüdersen gezogen. Zuvor hatte er als Zeitsoldat vier Jahre in Holland gelebt. Und auch dort eine Theatergruppe ins Leben gerufen. Im Bergdorf ist die Familie schnell heimisch geworden. Durch Delekats zweite Leidenschaft, den Sport, war er auch aus dem Sportverein nicht mehr wegzudenken. Aktiv beim Fußball und Tischtennis gründete er später eine Seniorensportgruppe. „So, wie es mir in meinem Alter zusteht“, sagt er augenzwinkernd. Sein Faible fürs Theater hat er vererbt. Sohn André spielt von Kindesbeinen an bei der Bergbühne mit. Und wird im kommenden Jahr erstmals eigenverantwortlich die Regie für den nächsten Dreiakter übernehmen.