Mit Leidenschaft dabei

Erst das durchdringende Piepen des taktgebenden Metronoms, dann ein trommelndes Feuerwerk, das die sechs Snares entfachen. Dazwischen: tiefe, nachschwingende Schläge der Base Drum, die einen zusammenzucken lassen.

Dazu mischt sich der abwechslungsreiche Klang der Tenor Drum mit ihren verschieden hoch gestimmten Toms. Nichts harmoniert, jede Gruppe übt für sich. Ohne Gehörschutz wäre die laute Geräuschkulisse nicht auszuhalten. Und durch das Treppenhaus des TuSpo-Vereinsheims sind bereits die Blechbläser zu hören. Tubist, Trompeter, Bariton- und Mellophonspieler haben sich im oberen Saal eingerichtet – und musizieren zwischen gestapelten Luftmatratzen und Schlafsäcken.

Dieses zweitägige Trainingscamp ist der Auftakt in eine neue Saison des Starriders Drum & Bugle Corps. Das bilden die rund 30 Musiker, die zwischen 16 und 50 Jahren alt sind und aus ganz Deutschland von Flensburg bis Frankfurt kommen, gemeinsam mit der zehnköpfigen Color Guard. Die trainiert mit ihren Fahnen, Säbeln und Holzgewehren zunächst separat in der Halle des Friederikenstifts.

Alle hätten im Vereinsheim ohnehin keinen Platz gefunden. „Wir haben uns vergrößert“, freut sich Kerstin Schulze, seit 2002 die Vorsitzende und mittlerweile das einzige in der münderschen Kernstadt lebende Mitglied. Als Grund nennt sie die zurückliegende Saison: „Wir hatten ein gutes Jahr.“ Die Starriders, auf dem sechsten Rang im Europavergleich, seien eines der erfolgreichsten Drum & Bugle Corps Deutschlands. Die musikalische Abteilung derTuSpo hat noch einen Grund zum Feiern: Seit nun mehr 35 Jahren vereint sie Orchestermusik, Tanzparts und jede Menge Choreografie in einer Show. Und die wird im Winter in den einzelnen Gruppen einstudiert, im Frühjahr dann gemeinsam.

Das neue Thema: „Fountain of Youth“ – „mit Musik, die die Leute begeistert“, wie Staff-Coordinator Gordon Gerl ankündigt. Unter anderem erklingen Klassiker aus den Achtzigern wie „Who Wants To Live Forever“ von Queen oder „Forever Young“ von Alphaville. Ein internationales Designteam aus zehn kreativen Köpfen aus Deutschland, England und den USA – die Meetings finden in Videokonferenzen statt – schreibt das Programm und arrangiert die Originaltitel für die Corps-Instrumente. Gerade in der neuen Show geht es vor allem auch um die Geschichte, die die Bläser, Trommler, Perkussionisten und Color Guard durch die Musik und das Visuelle erzählen.

Es ist die Legende vom Jungbrunnen. Jeder will von seinem Wasser trinken – Aber ist es wirklich erstrebenswert, ewig jung zu bleiben? Antworten geben die Starriders Anfang Mai 2019 bei der Premiere. Noch sei das Ende offen, wie der 31-jährige Teamkoordinator augenzwinkernd verrät. Bis dahin ist aber noch ein langer und harter Weg. Während in der kalten Jahreszeit nur einmal pro Monat geprobt wird, steht ab März jedes zweite Wochenende Training auf dem Plan, ab Ostern draußen auf dem Feld. „Die Leute nehmen viel auf sich“, weiß Starriders-Vorsitzende Schulze.

Wenn im September die meisten Wettbewerbe stattfinden – insgesamt ist das hiesige Corps mit sechs Shows europaweit unterwegs –, würden sich viele Urlaub nehmen, um dabei sein zu können. Hinzukommen Auftritte bei Konzerten, Paraden und Festen. „Wir müssen echt weit fahren, um diesen Sport zu betreiben“, schmunzelt die 47-Jährige, die mit den Starriders großgeworden ist und das Corps als ihre zweite Familie bezeichnet. Jeder einzelne sei mit Leidenschaft dabei, ob alter Hase oder Anfänger. Während der Findungsphase, in der zunächst die Basics auf dem Trainingsplan stehen, kann ein jeder mitmachen und sich ausprobieren – egal ob er bereits ein Instrument beherrscht oder nicht. „Wir finden für jeden einen Platz“, betont Gerl.

Das nächste Training der Starriders findet am 8. und 9. Dezember im TuSpo-Vereinsheim statt. Mehr Infos gibt es auch unter www.starriders.eu.