Waldfrevler stehlen Fruchtkörper

Nicht jeder Besucher kommt allerdings in den Lehrwald, um die Vielfalt der Pilze zu bewundern. Immer wieder werden Fruchtkörper gestohlen, berichtet Hubert Klimke, der zusammen mit Klaus Petersen zu den Gründungsmitgliedern der Pilzgruppe gehört.

Die wird traditionell vom Verein „Freunde des Wisentgeheges“ unterstützt. .

„Das ist Waldfrevel“, schimpft Klimke. Die Experten haben den Verdacht, dass die Fruchtkörper der Pilze gestohlen werden, weil sich die Diebe daran berauschen wollen. Womöglich seien es Schamanen, vermuten die Mitglieder der Pilzgruppe. So ist etwa ein rund 70 Zentimeter großer Lackporling flach abgetrennt worden. „Beim Verschwelen von einigen Pilzen können Rauschzustände auftreten“, erklärt Apotheker Petersen. Und warnt eindringlich. „Das ist gefährliches Pilzroulette, was hier gespielt wird“. Für den Lehrpfad jedenfalls hat das zur Folge, dass immer weniger Schilder auf die Fruchtkörper hinweisen. Es sei für potenzielle Diebe einfach sehr bequem, nicht im Wald suchen zu müssen, sondern sich quasi bedienen könnten, sagt Klimke.

In diesem Jahr haben die Pilzfreunde auch in ihrem Lehrwald nach dem trockenen Sommer lange auf die Fruchtkörper warten müssen. Doch noch gerade rechtzeitig zum Hubertusfest, bei dem die Pilzgruppe ebenfalls seit zwei Jahrzehnten mit einem großen Stand vertreten ist, sind sie etliche doch noch – geradezu sprichwörtlich – aus dem Boden geschossen. Da ist etwa das Judasohr, ein eher geschmacksneutraler Speisepilz. Oft wird er in Suppen oder in Pilzgerichten als „Füllpilz“ verwendet. Der Legende nach, soll sich der Apostel Judas nach der Verurteilung Jesu an einem Holunderbaum erhängt haben, erzählt Petersen. Weil Judasohren besonders häufig an diesen Büschen wachsen und auch durch sein ohrförmiges Aussehen erhielt der Pilz diesen Namen. Auch die Ochsenzungen haben ihren Namen ihrer Form zu verdanken. Willkommen ist er bei den Forstwirten allerdings nicht. Denn er wächst an geschwächten Bäumen und verursacht intensive Braunfäule im Kernholz, die den Baum langsam schädigt. „Nach diesem extrem trockenen Sommer beobachten wir den Ochsenzungen an vielen alten Eichen“, berichtet Petersen.

Zum Verwechseln ähnlich sehen sich der Gifthäubling und das essbare Stockschwämmchen. „Zu unterscheiden sind sie nur am Stil“, erklärt Klimke. Und weil sie beide sogar Seite an Seite an einem Stamm leben, kommt es immer wieder zu gefährlichen Verwechselungen. Auch der Hallimasch wächst am Pilzlehrpfad. Bekannt ist er als Speisepilz, muss aber vor dem Verzehr ausreichend lange gegart werden, weil er roh giftig ist. Die Etymologie seines Namens „Hall im Arsch“ - lässt auf seine Wirkung schließen. Denn er kann – unzureichend gekocht – stark abführende Wirkung haben. „Es gibt weltweit Zehntausende Pilzarten“, berichtet Petersen. Die wenigsten davon seien essbar, die meisten ungenießbar. „Im Deister finden sich rund 1300 Arten“, sagt Klimke. Einen Teil davon haben die Mitglieder der Pilzgruppe jetzt auch auf dem Hubertusfest präsentiert. Nach der zweitägigen Veranstaltung wurden die Fruchtkörper und damit die Sporen dann im Gehegewald verteilt. „Manchmal taucht dann nach Jahren eine Überraschung auf“, so Petersen. Und Klimke fügt hinzu: Ich bin den Lehrpfad wohl schon tausend Mal gelaufen und habe immer noch etwas Neues entdeckt. Pilze, da sind sich die beiden mit allen elf Mitgliedern ihrer Gruppe wohl einig, seien nicht nur naturwissenschaftlich hoch interessant, sondern – teilweise – auch sehr schmackhaft.

Die Pilzgruppe trifft sich nach der Winterpause ab März wieder an jedem ersten Freitag eines Monats im Wisentgehege. Neue Mitglieder sind sehr willkommen.