Vom Schreibtisch zur Gartenarbeit

Sein Schreibtisch stand im Rathaus in Springe, sein Lebensmittelpunkt ist seit 1985 Bad Münder.

Genau genommen wohnt Gerd-Dieter Walter am Saum des Süntels, wo er gemeinsam mit seiner Frau, der Heilpraktikerin Anne Zuzmann ein ehemaliges Industriegebäude zu einem ansprechenden Wohnhaus umgestaltet hat.

Bis 2017 war Walter bei der Stadt Springe beschäftigt, arbeitete lange als stellvertretender Verwaltungschef. Zwischenzeitlich stand er nach dem plötzlichen Tod von Bürgermeister Jörg-Roger Hische sogar an der Spitze des Rathauses.

Jetzt ist das hier sein Reich: Die Gebäude des Hauses stehen in einem riesigen, gut 10000 Quadratmeter großen Garten mit großzügigen Rasenflächen, Büschen und Hecken, allerlei Obstgehölz und imposanten Bäumen, darunter auch einem Mammutbaum.

Die Arbeitstage und häufig auch die Abende waren bis zum Beginn des Ruhestandes für Gerd-Dieter Walter mit Terminen belegt. Da kam er gar nicht oft genug dazu, seinen großen Garten zu pflegen. „Da gab es zwischen der Arbeitszeit und der Notwendigkeit, für den Garten Zeit einzuplanen, Konkurrenzen. Dieser Stress ist nun nicht mehr vorhanden“, stellt Walter zufrieden fest.

Nun kann er Arbeitsvorhaben in Ruhe planen und auch ausführen. Demnächst sollen 80 Meter Zaun neu gesetzt werden. Der alte Jägerzaun ist schon entfernt, bald kommt hier Metall ins Spiel. „Ich kann mir die Zeit so einteilen, wie ich mich fühle.“ Gerd-Dieter Walter hält sich fit, war im Sommer im Rohmelbad zum Schwimmen: Von seinen Kollegen hatte er zum Abschied eine Jahreskarte bekommen. Fast täglich hat er seine Bahnen gezogen – und dabei Kontakte gepflegt. Alle Gewohnheiten sind aber noch nicht gewichen: „Der Tagesrhythmus am Morgen hat sich für mich nicht wesentlich geändert. Meine Aufwach- und Aufstehzeit ist fast gleich geblieben. Als junger Erwachsener konnte ich problemlos bis mittags schlafen. Das klappt nicht mehr so richtig...“

Zu Anfang sei das wie Urlaub gewesen. Dann habe es aber auch eine Phase gegeben, in der sei es ihm merkwürdig gewesen, besonders dann, wenn er in der Zeitung von Dingen las, die er im Rathaus noch mit vorbereitet hatte. „Manchmal entstand bei mir die Vorstellung, ich müsste zu diesem oder jenem vielleicht noch mal etwas sagen.“ Das seien wohl Entzugserscheinungen gewesen. Aber diese Gedanken habe der Sommer in ihm total vertrieben.

„Ich bin nicht in den Ruhestand gestürzt. Es war eine längerfristige Planung. Was das Ganze ein bisschen forciert hat, waren die letzten Jahre, die für mich turbulent waren. Da war der Wechsel in der Führungscrew, dadurch hatte ich auch noch andere Aufgaben bekommen. Und die angespannte Situation bei den Finanzen in den Kommunen.“

Dann kam noch der Tod von Bürgermeister Hische dazu – „mit Folgen auch für meine Arbeit in der Stadtverwaltung.“ Auch wenn er seine Arbeit im Rathaus gern gemacht hat: Das alles zusammengenommen habe dazu geführt, dass er zum Ende des vergangenen Jahres sich habe pensionieren lassen. Einen Roman zu lesen – dafür hat er bislang wiederum nicht die Ruhe gefunden, „…aber das kommt auch noch, jetzt im Herbst oder auch im Winter“, ist sich Walter sicher.