Geburtenrückgang? Das war mal

Mutter und Tochter im Einsatz für Eltern und Nachwuchs: Seit vier Jahren arbeiten Brigitte und Karin Hillen in einer Hebammenpraxis zusammen. Schon ein Jahr vorher hatte Brigitte Hillen die Praxis für sich gemietet.

Manch aufmerksamer Zeitungsleser wird die noch an die Zeit erinnern, dass viele Hebammen den Beruf aufgeben wollten, weil die Haftpflichtversicherung für ihre Tätigkeit immer teurer wurde. „Die Haftpflichtversicherungsprämie steigt weiterhin. Aber für uns ist das nicht so ein großes Problem, weil wir keine Hausgeburten anbieten“, erklärt Karin Hillen. „Wir betreuen Schwangere vor der Geburt, geben in der Praxis Kurse, fahren zu den Schwangeren nach Hause und betreuen dann die Familien nach der Geburt weiter.“

Die teure Versicherung betreffe besonders Kolleginnen, die Hausgeburten anbieten wollen. Karin Hillen begleitet Geburten im Sana-Klinikum in Hameln. „Ich fahre mit den Frauen in die Klinik, wenn das Baby kommt. Und weil das alles in der Klinik passiert, ist die Prämie für die Haftpflichtversicherung viel geringer, weil auch das Risiko geringer ist.“

Brigitte Hillen hat sich auf die Begleitung der Schwangeren vor und nach der Geburt spezialisiert. In ihrer Praxis bietet sie gemeinsam mit ihrer Tochter Geburtsvorbereitungskurse an. Für die Eltern, die das erste Kind bekommen, gebe es einen Wochenend-Kurs, in dem alle wichtigen Themen angesprochen werden.

Natürlich wird Schwangerschaftsgymnastik angeboten. Es wird über die Wehen gesprochen, das Stillen und die Erstausstattung für einen neuen Erdenbürger. Nach der Geburt geht es ganz praktisch um die Rückbildungsgymnastik. Natürlich ist auch die Ernährung Gegenstand der Information. Und weil derzeit wieder mehr Kinder geboren werden, seien alle Kurse, die in der PRaxcis angeboten werden, stark nachgefragt.

„Die Hebammenbetreuung beginnt am Anfang der Schwangerschaft, wenn die werdende Mutter das möchte. Da geht es um Hilfe bei Schwangerschaftsbeschwerden, um allerlei kleine und größere Probleme und Fragen sowie um die Schwangerenvorsorge im Wechsel mit dem Arzt.“ Und nach der Geburt beginne dann die Wochenbettbetreuung, bis die Kinder drei Monate alt sind. „Dann geht es manchmal los, dass sie auch Gemüse und Obst bekommen. In dieser Phase betreue und berate ich die Mütter ebenfalls. Bis die Kinder ein dreiviertel Jahr alt sind.“

Gerade treffen sich in einem Raum der Praxis Mütter mit ihren Kindern, die Brigitte Hillen begleitet hat. Deren Geburt liegt schon länger zurück. Die Mütter genießen es, sich zu treffen und sich auszutauschen, und die Kinder nehmen erste soziale Kontakte zu Gleichaltrigen auf. Auch ältere Geschwisterkinder sind dabei.

Der Trend, dass Frauen immer später ihre Kinder bekommen, sei nach ihrem Empfinden rückläufig, sagen beide Hebammen einmütig. Die jungen Mütter seien häufig Mitte bis Ende 20, wenn das erste Kind geboren wird. Außerdem komme es bei Frauen, deren Schwangerschaft jenseits der 35 Lebensjahre beginnt, auf den allgemeinen Gesundheitszustand an, ob es sich dabei um eine Risikoschwangerschaft handele.

Sogar Yoga für Schwangere wird im Kolibri angeboten. Dafür hat Brigitte Hillen eine ausgebildete Yoga-Lehrerin gewinnen können. Demnächst werden vier Hebammen von Eimbeckhausen aus die Schwangeren betreuen. Die Nachfrage sei groß, wissen Brigitte und Karin Hillen.

Ob sie diesen Beruf wieder ergreifen würden, wenn sie noch einmal beginnen müssten? Mutter und Tochter zögern nicht, nicken und sagen: „Auf jeden Fall!“