Raubtier ohne natürliche Feinde

40 Gäste konnte Heinz Spangenberg als Vorsitzender der Senioren-Union Bad Münder zu einer Veranstaltung begrüßen, für die er einen Kenner aus den eigenen Vorstandsreihen als Referenten gewonnen hatte: Rainer Timmermann sprach über die Verbreitung des Wolfes in Niedersachsen.

Timmermann, selbst Jäger und mit der Situation in den Revieren in Deister- und Süntel vertraut, sprach insbesondere die Gründe an, warum die Verbreitung des Wolfes Ängste hervorruft. „Bei den einen wird die Diskussion als Panikmache abgetan, während andere von Schönfärberei sprechen“, so Timmermann.

In Niedersachsen seien im vergangenen Jahr zehn Rudel und einige Einzelwölfe registriert worden, erklärte der Referent. Innerhalb eines Jahres sei die Zahl der bestätigten Rudel auf 18 gestiegen – zu erwarten sei, dass sie bis zum Jahresende anwachsen werde. Wegen der unterschiedlichen Rudelgrößen werde in den offiziellen Stellen davon ausgegangen, dass in Kürze mehr als 250 Wölfe niedersächsische Wälder und Felder durchstreifen.

Mit dem erhöhten Wolfsbestand seien Gefahren für Nutztiere und für den Wildbestand, hoffentlich aber nicht für den Menschen verbunden. „So konnte man im ersten Halbjahr dieses Jahres schon 164 Wolfsübergriffe feststellen. An Wolfsrissen wurden im gleichen Zeitraum 111 ermittelt, was sowohl zu Protesten als auch zu Ängsten führt“, so Timmermann. Für eine Reaktion aus dem Zuschauerraum – „150 Jahre sind wir ohne Wolf in Niedersachsen ausgekommen. Wofür brauchen wir ihn jetzt?“ – gab es Beifall. Sorge bereitet dem Referenten die künftige Populationsentwicklung. „Der Wolf hat im Grunde keine natürlichen Feinde. Bei einer jährlichen Vermehrungsrate von 30 Prozent wird deutlich, dass wir uns in absehbarer Zeit auf eine starke Ausbreitung vorbereiten müssen, die uns neue Probleme bescheren wird“.

Timmermann hofft, dass sich die verantwortlichen Behörden darauf ausreichend vorbereiten. Hohe Zäune und Gummigeschosse könnten den Wolf zwar kurzfristig in andere Gegenden vertreiben – auf die drohende Populationsdichte werden sie seiner Auffassung nach aber kaum Einfluss nehmen.

In anderen europäischen Ländern jenseits des früheren Eisernen Vorhangs habe es lange vorher ähnliche Entwicklungen gegeben, sodass in Überpopulationen rechtzeitig eingegriffen werden konnte.

Timmermann: „Auch wir werden – wie heute bei vielen anderen Wildarten auch – behördlicherseits Abschussfreigaben benötigen, um einen verträglichen Wolfsbestand zu erhalten.