Fingerhäkeln und Bumerang-Ferse

Der Handarbeitskreis für Kinder in der St.-Alexandri-Gemeinde hat Tradition. Seit mehr als 25 Jahren leitet Karla Wolf die Gruppe, übernommen hat sie diese Aufgabe damals von Lisa Kühn.

Kamen zu früheren Zeiten bis zu 25 Kinder zu dem wöchentlichen Angebot in das evangelische Pfarrhaus neben der St.-Alexandri-Kirche, so stellt Wolf heute nüchtern fest: „Wir wünschen uns, dass es wieder belebter wird“

Wir, das ist ein fester Kreis begeisterter Handarbeiterinnen: Brigitte Bertram, Therese Kupka und Else Weber unterstützen Wolf, wenn es darum geht, Wissen um das Stricken, Häkeln oder Sticken an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben. An diesem Nachmittag ist die siebenjährige Hanna in das Gemeindehaus gekommen: Fingerhäkeln steht auf dem Programm. „Ich bin heute zum zweiten Mal hier, und es macht mir Spaß“, erzählt sie.

Aus den langen und grobmaschigen Wollschlangen, die sie mit den Händen fertigt, soll später ein Loop entstehen. Später, so sagt Hanna, würde sie gerne auch Stricken lernen. Und vielleicht eine dieser niedlichen Katzen fertigen, von denen die erwachsenen Frauen schon etliche haben entstehen lassen. Die possierlichen Woll-Katzen entstehen aus mehreren unterschiedlich großen gestrickten Rechtecken.

Daneben geben sich wollenen Schildkröten, Frösche und Seepferdchen ein Stelldichein. Das Material bekommt die Gruppe von Gemeindemitgliedern gespendet. Verkauft werden die Kuscheltiere auf dem Weihnachtsmarkt, am Stand der Kirche. „Der Erlös fließt in einen guten Zweck“, berichtet Wolf. Stricken aber sei gerade bei der Jugend ein wenig aus der Mode gekommen, bedauern die vier Frauen. Und wollen dem tatkräftig entgegenwirken. Denn den Kindern die nötigen Techniken für die Nadelarbeiten zu vermitteln, sei wie das Lehren der Grundrechenarten. „Wir haben Spaß daran, dieses Wissen weiterzugeben“, so Wolf. Spaß haben die Frauen aber auch an den wöchentlichen Zusammenkünften und dem gemeinsamen Handarbeiten. Dabei tauschen sie Erfahrungen aus, geben sich gegenseitig Tipps. So hat etwa Kupka im Kreis der Frauen eine besondere Technik erlernt, um bei Socken die Ferse zu stricken – die Bumerang-Technik „Ich war davon so begeistert, dass ich im Eifer des Gefechts gleich zwei Fersen hintereinander gestrickt habe“, erzählt sie mit einem Schmunzeln. Stricken, da sind sich die vier Frauen einig, entspanne sie ungemein. „Es beruhigt mich, auch wenn ich auf 180 bin“, sagt Kupka.

Kreativ sind zwei Frauen aus der Runde noch auf anderem Gebiet: Bertram hat das Aquarellmalen für sich entdeckt, ist Mitglied einer festen Gruppe an der Calenberger Volkshochschule. Und Karla Wolf malt schon seit vielen Jahren, war Mitglied der Eldagser Malgruppe, die bis vor einigen Jahren noch Ausstellungen in der Eldagser Grundschule organisiert hat.

Früher gab es im Ort noch eine Realschule. Bei den Frauen werden Erinnerungen wach an die Gründerin des Handarbeitskreises, an die inzwischen verstorbene Lisa Kühn, die in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag gefeiert hätte. Sie war als Hauswirtschaftslehrerin in Eldagsen tätig und hatte viele Kinder und Jugendliche unter ihren Fittichen. Kam ein Kind neu in den Handarbeitskreis, schaute sie ihm ins Gesicht und erkannte die Familienzugehörigkeit, erzählt Wolf mit einem Lächeln.

Der Kinder-Handarbeitskreis trifft sich außer in den Schulferien jeden Donnerstag von 15 bis 17 Uhr im Gemeindehaus von St. Alexandri. Willkommen sind Kinder ab fünf Jahren.