Licht und Schatten im Paradies

VON ANNE BRINKMANN-THIES

Eldagsen/Gestorf. Gleich die erste Vogelsichtung nahe des Naturschutzgebiets Ziegeunerwäldchen in der Obhut des Springer Nabu ist für Thomas Maschke eine kleine Sensation: Zwei Schwarzstörche ziehen am Himmel ihre Kreise. Vielleicht, so der Vorsitzende des Vereins Biotop-Management, brüten sie in den nächsten Jahren sogar in den Hallerniederungen.

Seinem Verein gehören rund 33 Hektar, größtenteils östlich des Ziegeunerwäldchens gelegen, dazu kommen noch rund zehn Hektar im Eigentum des Vogelschutz-Komitees, die ebenfalls von Maschke betreut werden. Zusammen mit den rund 14 Hektar in der Hand des Springer Nabu bilden die Flächen ein großes Biotop inmitten bewirtschafteter landwirtschaftlicher Flächen.

Lebensraum bieten für Flora und Fauna und der Verarmung der Artenvielfalt entgegenwirken: Dieses Ziel verfolgt Maschke mit seinem Verein, den er im Jahr 2000 gegründet hat. Sein jüngstes Projekt ist das Anlegen eines großen halbrunden Streifens von Sonnenblumen – Nahrung für Insekten und Vögel bis in den Herbst hinein. Der Blühstreifen ist Teil einer Drei-Felder-Wirtschaft, mit der Maschke auf den Flächen seines Vereins anlegt. „Damit wird den Tieren der Lebensraum Acker geboten, so wie es ihn früher gab“, erklärt Maschke. Geerntet werde auf den kleinen Feldstücken indes nicht.

Strukturen für den unterschiedlichsten Lebensraum schafft Maschke an vielen Stellen: Licht und Schatten, feuchte Gebiete und trockene Bereiche. Und auch Kleinigkeiten haben für viele Tiere eine große Bedeutung. So wie etwa einige alte und langsam verrottende Zaunpfähle Lebensraum für Insekten bieten. Und neben vielen Nistkästen gibt es auch verschiedene natürliche Ansitzmöglichkeiten, wichtig etwa für den Neuntöter. Damit die Vogelwelt auf Futtersuche gehen kann, müsse der Lebensraum stimmen. „Auf diese Weise haben wir auch den Wendehals ansiedeln können, der hier erfolgreich gebrütet hat“, freut sich Maschke. Derweil zieht ein großer Schwarm Sperlinge vorbei, Spatzen also, die bei uns immer seltener von den Dächern pfeifen und als gefährdet gelten. Ebenso wie der Star, der es beim Nabu Deutschland zum „Vogel des Jahres“ geschafft hat, weil es an Lebensräumen mit Brutmöglichkeiten und Nahrung fehlt.

Sorgen macht sich Maschke in diesem Sommer aber vor allem um den ausgebliebenen Regen. Seit März habe es keine nennenswerten Niederschläge gegeben. Die Pflanzen litten unter der Trockenheit, bildeten in der Folge kaum oder zu wenige Früchte aus, wodurch wiederum den Tieren die Nahrung fehle. Für Maschke ist diese extreme Trockenheit ein sicherer Indikator für den Klimawandel. „Mir wird angst und bange“ sagt er. Dabei konnte sein Verein bisher eine gewünschte Vernässung des Gebiets östlich des Wäldchens steigern, weil eine rund 2000 Meter lange Dränage in diesem Gebiet entfernt werden konnte. Und dank der vielen Niederschläge im vergangenen Winter sei der Grundwasserspiegel bislang ausreichend hoch gewesen, so das schlimme Schäden bislang ausblieben. Doch nun habe die Trockenheit voll durchgeschlagen. „So krass habe ich das noch nie erlebt.“