Bienen-Wissen weltweit vermitteln

„Bienen sind einfach perfekt und absolut organisiert“, sagt Donna Andreella mit glänzenden Augen. Die Italienerin ist „bee keeper“. So lautet die englische Bezeichnung für Imker. Und die junge Frau zielt hoch hinaus.

Sobald sie zurück in ihrer Heimat Italien ist, will sie im ersten Jahr mit 40 Völkern ihre Existenz sichern.

Für den Kenner mag das vermessen klingen. Doch die studierte Pharmazeutin Donna Andreella ist nicht den üblichen Weg gegangen. „Sie startet auf einem ganz anderen Niveau als die meisten“, sagt Imker Oliver Vogt anerkennend „auch als ich“, setzt er hinzu. Denn die 30-Jährige reist um die ganze Welt, um mit Bienen zu arbeiten und das nötige Handwerk zu lernen. Als „Wwooferin“ hat sie gerade in Hachmühlen Station gemacht. „Wwoof“, das steht für World Wide Opportunities on Organic Farms. Das Netzwerk vermittelt freiwillige Helfer an Bio-Betriebe mit reichlich Arbeit und der Bereitschaft, gegen Kost und Logis ihr Wissen zu teilen. Das Ehepaar Vogt bietet eines von nur drei Angeboten dieser Art in Niedersachsen. „Wir holen uns die Welt und Hilfe ins Haus“, sagen die beiden fröhlich.

„Wir haben mit den Bienen alle Hände voll zu tun, manchmal beherrschen sie uns sogar“, sagt Oliver Vogt, der hauptberuflich Motoren für Großmaschinen vertreibt. Darüber hinaus hält der private Garten ihn und seine Frau in Atem. „Paradies“ nennen sie die gepachtete 2500 Quadratmeter große Fläche zusätzlich zum Garten hinter ihrem Haus humorvoll. „Unter dem Titel macht Unkraut Jäten einfach mehr Spaß“. Auf beiden Flächen bauen sie Obst und Gemüse an. Was reif ist wird geerntet und nach Möglichkeit sofort verarbeitet. Hier die Einmachgläser, dort der Dörrautomat. Die getrockneten Kirschen schmecken köstlich. „Ich bin über Facebook auf dieses Programm aufmerksam geworden und fand das auf Anhieb gut“, sagt Tini Vogt. Der Platz war da, die Bewerbung rasch auf dem Weg. „Wenn wir uns einmal für etwas entscheiden, sind wir sehr geradlinig“, sagt Oliver Vogt.

Einen Biohof hat das Paar zwar nicht, auch keine Zertifizierung. Dennoch konnten sie die Organisation nach ihrer Bewerbung mit ihrer Philosophie und naturnahen Arbeitsweise voll überzeugen. Neuseeländer waren schon bei ihnen, Amerikaner, Italiener und andere. Meistens bleiben sie nur für wenige Wochen, dennoch empfindet das Paar die Helfer privat wie beruflich als Bereicherung. „Das bringt einen aus dem gewohnten Denken heraus und lässt uns mehr wertschätzen, was wir hier haben“, sagt Oliver Vogt. Spaß mache dieser Austausch besonders, weil die Besucher hoch motiviert seien und jeder Einzelne andere Qualitäten einbringe.

Ein Amerikaner, der schon etliche Stationen bereist hatte, verliebte sich zum Erstaunen seiner Gastgeber regelrecht in den B217-Durchfahrtsort. Menschen wie Donna Andreella bringen besondere Fachkenntnis mit. „Sie konnte sofort in die Arbeit einsteigen“, lobt Vogt. Eine ihrer früheren Stationen hatte die 38-Jährige zu einem Königinnenzüchter in Malta geführt, andere auf große Farmen, in denen sie bezahlt als Imkerin arbeitete und lernte, mit großen Völkern zu arbeiten.

Was sie aus Hachmühlen mitnimmt: „Oliver ist ein sehr guter bee keeper, die Bienen sind wirklich gut gepflegt, sehr ruhig und produktiver als ich es woanders erlebt habe“, sagt Andreella und fügt noch eine Erklärung hinzu: „Ich glaube, die Bienen bekommen mit, wie jemand tickt und es überträgt sich auf sie“. Persönlich schätzt sie es, sich in familiärer Umgebung fortzubilden.

„Gerade bei Bienen ist es wichtig, von erfahreneren Imkern zu lernen“, betont auch Vogt. Er selbst sei zwar ein Autodidakt, habe aber ebenfalls von anderen gelernt. „Bienen verhalten sich einfach nicht so, wie es in den Büchern steht, sondern bringen einen immer wieder zum Staunen.“ Trotz aller Forschung werde es nie ganz gelingen, das System der Bienen zu begreifen. Ihr Fleiß, ihr Wert für die Umwelt hätten ihn motiviert, sich für sie einzusetzen, sie zu schützen. Im Jahr 2017 wurde sein Honig aus Hachmühlen als bester im Landesverband Hannoverscher Imker ausgezeichnet. In Bad Münder setzt Vogt sich für möglichst bienenfreundliche Umgebungen ein: Wilde Nischen in den sonst so pflegeleichten Gärten, Ackerrandstreifen der Landwirte oder auch späteren Rückschnitt kommunaler Flächen. „Indem ich mein Wissen an Helfer aus aller Welt weitergebe, sorge ich auf eine weitere Art dafür, dass es weitergeht für die Bienen“.