Wenn alles andere versagt

Hytera Mobilfunk – der Name ist nicht nur im münderschen Raum geläufig. Den Standort im Ortsteil Eimbeckhausen, an dem immerhin 160 der rund 200 GmbH-Mitarbeiter beschäftigt sind, dürfte zumindest das Gros der Bevölkerung kennen.

Um die Lösungen für den professionellen Mobilfunk aber, die da vor der eigenen Haustür entwickelt und global vertrieben werden, wissen wohl nur die wenigsten. Zu gering sind die Berührungspunkte.

Denn welcher Privatmann stellt sich schon eine Basisstation samt Funkgeräten und Zubehör ins Wohnzimmer, um im Falle eines länger währenden Stromausfalls oder einer Netzüberlastung nach einer großen Schadenslage weiterhin kommunizieren zu können? Denn genau das ist das Geschäftsfeld des hiesigen Unternehmens, dessen Gründung bis ins Jahr 1980 zurückreicht – als Ingenieurbüro Bick. Nach weiteren Umfirmierungen ging es erst 2012 im Hytera-Konzern mit Sitz in China auf.

„Wir agieren in einer Nische der Nische“ verdeutlicht Markus Oltmanns, Leiter Marketing und Kommunikation. „Wir versorgen professionelle Kunden mit Funksystemlösungen, die den Anspruch haben, immer dann zu funktionieren, wenn alles andere versagt.“

Das kann im Kleinen ein mit mehreren Baggerfahrern vernetzter Steinbruch sein oder das landesweite Netz mit mehreren 10000 Teilnehmern wie beim „C2000“-Projekt für die öffentliche Sicherheit in den Niederlanden. Aber auch Energieversorger – Stichwort Stromausfall – , Polizei, Feuerwehren und Rettungskräfte sind auf zuverlässig funktionierende Kommunikationswege angewiesen. Weitere Einsatzbereiche sind etwa ÖPNV-Betriebe und Flughäfen.

Die unternehmerische Stärke sind Bündelfunksysteme mit intelligenter Ressourcenversorgung der Teilnehmer. Die Vorteile der Technologie sind Oltmanns zufolge ein erheblich schnellerer Aufbau und eine bessere Qualität der Verbindung. Diese stehe nach nur 0,3 Sekunden. Zum Vergleich: Im Handynetz betrage die Zeit gut das Zehnfache. Zudem gibt es gerade im Einsatzgeschehen nützliche Features wie die „Push To Talk“-Funktion (PTT) für Gruppendurchsagen. Im Jahr 1996 entstand der sogenannte TETRA-Funkstandard. Nur drei Jahre später installierte Hytera – damals noch unter dem Namen Neuwirth & Bick – das erste Netz auf deutschem Boden. „Das war in einem Gefechtsübungszentrum der Bundeswehr, um Koordinaten und Daten der Soldaten zu übermitteln“, erklärt Oltmanns.

Auch alle Straßenbahnen und Busse der Bremer Verkehrsbetriebe hat die Hytera Mobilfunk GmbH zum Beispiel funktechnisch miteinander verbunden. Und hinter dem Polizeinetz in Malaysia steht ebenfalls das heimische Know-how. Die Übernahme des chinesischen Investors hat das Produktportfolio komplettiert. Heißt: Seither sind ganzheitliche Lösungen möglich, vom Funksystem bis zum Endgerät. Dabei sind in Eimbeckhausen nicht nur die Forschung und der Vertrieb ansässig. Es gibt unter anderem auch ein Trainingscenter, einen Service- und Wartungsbereich für Kundenanliegen aus aller Welt sowie ein Warenlager. In den Neubau seines Technologiezentrums 2015 hat der Betrieb sechs Millionen Euro investiert. Laut Oltmanns war die Firma von Anfang an auf einer Erfolgsspur. Und die Zeichen stehen weiter auf Wachstum. „Wir haben unseren Umsatz kontinuierlich erhöht und immer in unsere Mitarbeiter und Fortbildungen investiert“, bilanziert der Marketingchef. In Zahlen: In den vergangenen fünf Jahren konnte der Betrieb seinen Umsatz verdreifachen.