Als die Reformation kam

VON HORST VOIGTMANN

Springe. Für die Reformationsgeschichte im Calenberger Land sind zwei Personen besonders wichtig. Das ist zum einen die Herzogin Elisabeth von Calenberg, die sich mit der lutherischen Lehre befasst und zum anderen der Theologe Anton Rabe. Er ist besser bekannt unter dem ins lateinische übertragen Namen Antonius Corvinus. Er war ein Zisterziensermönch, der im Jahre 1523 die lutherische Lehre angenommen hatte.

1542 wurde Corvinus Pfarrer in Pattensen und General-Superintendent des Fürstentums Braunschweig. Bereits zwei Jahre vorher hatte er die erste Calenberger Kirchenordnung vorgelegt. Kirchengemeinden, die sich der reformatorischen Bewegung angeschlossen hatten, feierten das Abendmahl, in dem Brot und Wein an die Gemeinde ausgegeben wurde.

Für Pastoren, die auf den Kanzeln der lutherischen Gemeinden zu predigen hatten, galt ab sofort die reformatorische Erkenntnis Martin Luthers, dass der Mensch nicht durch sein gutes Tun Gott gnädig stimmen kann, sondern dass die Gnade ein Geschenk Gottes ist.

Jürgen-Peter Lesch, ein in Springe lebender Theologe, der wesentlich an dem Text der 2016 herausgekommenen Revision der Luther Bibel mitgearbeitet hat, macht deutlich, dass Corvinus manches Problem, auch in der evangelischen Pfarrerschaft, zu lösen hatte.

Zum einen fehlte es dem einen oder anderen sicherlich an Bildung, zum anderen waren einige Fahrer nicht freiwillig evangelisch geworden. Nicht umsonst trug seine Christliche Kirchenordnung den Untertitel „Zeremonien und Gesänge für arme, ungeschickte Pfarrer“.

„Die Pfarrer wussten ja gar nicht was sie machen sollten. Sie sollten plötzlich ihre Predigten nicht mehr auf Lateinisch, sondern auf Deutsch halten“, erinnert Lesch. Viel Zeit, in der Studierstube, über den Predigttext für den darauf folgenden Sonntag zu meditieren, hatten die geistlichen Herren damals nicht, denn zu den Pfarrstellen gehörte in der Regel ein ordentliches Stück Land, das sie zu beackern hatten.

Gefeiert haben die heimischen Christen das Ereignis auch gerade erst: Im Anschluss an einen Gottesdienst war die Gemeinde eingeladen, zwischen der Andreaskirche und dem Gemeindehaus den 475. Jahrestag der Reformation im Calenberger Land mit Spanferkelbraten und Bier zünftig zu feiern, wie es vermutlich Luther gern gehabt hätte. Auch dem Reformator wird nachgesagt, dass er dem Bier nicht ablehnend gegenüber stand und auch gerne die zünftige deutsche Küche genoss.

Bald waren die Bierzeltgarnituren auf dem Kirchplatz mit speisenden Gemeindegliedern aus Altenhagen I und Springe besetzt. Für die Altenhägener, die schon zum Gottesdienst mit Pferd und Wagen nach Springe angereist waren, ging es nach dem Essen mit der Kutsche wieder zurück in ihr Dorf.