Gestürzte Kiefern, nasser Boden

. Längst ist das Tief Friederike abgezogen, Gesprächsstoff liefert der Sturm immer noch. Sowohl an der Pommesbude als auch bei Joggern und Wanderern sind die Unwetterfolgen weiterhin Thema.

Nicht weil „Friederike“ so extrem war. Die Schäden reichen lange nicht an Kyrill heran. Sondern weil die Folgen bis jetzt nachwirken.

Patschnasser Boden, umgestürzte Kiefern allerorten. „Sogar Eichen, die eigentlich als das Sinnbild für Sturmfestigkeit gelten, sind stumpf umgefallen“, sagt Joachim Hansmann, Pressesprecher der Niedersächsischen Landesforsten.

Die Waldkinder in Springe haben sich derweil eher auf die Wiesen verlagert, die ihnen zur Verfügung stehen. Der Waldkindergarten Bad Münder ist schon die dritte Woche in Folge in den „Sturmraum“ am Point ausgewichen. „Das hatten wir seit unserer Gründung noch nie, aber wir werden einen Teufel tun, uns nicht an die Empfehlungen des Försters zu halten“, sagt dessen Leiterin Beate Pohle-Kynast.

Sie traue manchen Bäumen, die sie kennt, wie ihre Westentasche, selbst nicht mehr recht über den Weg. Dort, wo sonst regelmäßig ein Specht klopft, ist eine weitere sehr alte Eiche umgefallen. Vor den Augen ihres Kollegen, der noch Material aus dem Bauwagen holen wollte. Eine andere Eiche steht sichtbar schiefer als zuvor. Und dann, unmittelbar hinter dem Toilettenhäuschen, droht eine Esche weitere Äste abzuwerfen. Gewohnte Ausflugsorte der Waldkinder sind gerade nicht sicher. „Ich habe manchmal das Gefühl, dass der Wald selbst seine Intuition verliert“, sagt Pohle-Kynast. Frost und harter Winter nach einem Herbst voller Eicheln und Nusseckern sei schon im Vorjahr ausgeblieben. Eine gewisse Bestätigung dieser These liefert Joachim Hansmann von den niedersächsischen Landesforsten. „Wir wissen selbst nicht so recht was los ist.

Normalerweise strecken Stürme Monokulturen mit Bäumen gleichen Alters nieder. Dieses Mal hat es mal hier, mal da einen Baum getroffen“, sagt Hansmann. Einerseits erspare dies aufwendige Aufforstungen. Andererseits sei diese Art von Schaden schwerer wirtschaftlich zu beheben, weil die Forstarbeiter praktisch überall aufräumen müssten.

Aus Solidarität zu betroffeneren Forsten etwa im Solling müssten in Deister und Süntel manche Arbeiten etwas zurückstehen. An der maximalen Holzentnahmegrenze sei man hier noch lange nicht. „Aber der Wind hat uns die Entscheidung abgenommen, welche Bäume als erstes dran sind.“

Wanderer finden das Bild, das sich ihnen bietet eher spannend, stellt die Betreiberin der Ziegenbuche, Jana Bogorinsky-Schäfer fest. „Das sind eher mehr als weniger geworden“, sagt sie und geht selbst gerade in Gummistiefeln mit ihrem Hund spazieren.

Die Reihebürgerschaft in Bad Münder bittet um Verständnis dafür, dass manche Waldwege sich durch Forstarbeiten noch zusätzlich vermatscht präsentieren. Jetzt gehe es darum, das Holz so rasch wie möglich ohne Wertverlust aus dem Wald zu holen. „Die nassen Böden sind für uns ebenso eine Herausforderung wie für die Landwirte“, betont Forstverwalter Alexander Nephuth von der Reihebürgerschaft.

Allein der technische Fortschritt helfe beim Umgang damit. „Unsere Raupe mit extrem breiten Ketten schleppt die Bäume bis zum Abholpunkt, die schweren Geräte fahren nur auf befestigten Wegen“, sagt er.

Der Lauftreff Bad Münder hatte sich zwischendurch auf andere Wege verlegt. „Dreckige Schuhe machen uns aber nichts aus, für uns Jogger gehören Sonne, Wind und Wetter dazu, sonst wären wir ja auf dem Laufband“, betont Jürgen Keller vom SC Bad Münder.

Die Gaststätte am Süntelturm wirbt dafür, den Aufstieg zu wagen. „Raureif, Frost und wunderschönen Sonnenschein gibt es eher hier oben als unten im Wald“, sagt eine Mitarbeiterin. Im Übrigen sei der hiesige Forst so auf Zack, dass alle wichtigen Wege längst wieder frei seien.