Ein Leben mit viel Musik

Ohne sie würde die Orgel in der Völksener Johanniskirche manchmal schweigen.

Trotz ihres Alters von über 70 Jahren, erklimmt Heidrun Förster noch häufig die enge Treppe zur Orgelempore in der Völksener Johanneskirche, um den Gemeindegesang bei einem Gottesdienst oder bei einer Trauung zu unterstützen. Oder sie kommt zum Friedhof, um den Abschied einer Bürgerin oder eines Bürgers musikalisch zu begleiten.

Begonnen hat die Hinwendung zu Musik schon recht früh. Heidrun Sinn, so hieß sie vor der Eheschließung, war damals Mitglied eines Kinderchores. Wie viele Kinder dieses Alters lernte sie die Blockflöte spielen und den Psalter streichen. Im Alter von zehn Jahren kam dann das Cello dazu.

Der Vater, der bei der Bundesbahn beschäftigt war, wurde 1956 von Krefeld-Uerdingen nach Bad Münder versetzt. Heidrun Sinn war von dieser Zeit an Schülerin des Victoria- Luise-Gymnasiums in Hameln und wurde mit ihrem Cello Mitglied des Schulorchesters. Als sie sich 1964 am Wettbewerb „Jugend musiziert“ beteiligte, erzielte sie auf Landesebene einen zweiten Preis mit ihrem Instrument.

In der Zwischenzeit entdeckte sie die Leidenschaft für ein anderes Instrument. Sie erhielt seit 1961 Orgelunterricht bei dem Springer Kantor Eberhard Jäger und bereitete sich 1963 erfolgreich auf das D-Orgelexamen vor.

Zwei Jahre später legte sie am Victoria-Luise-Gymnasium ihr Abitur ab. Nach dem Abitur war Heidrun Sinn ein halbes Jahr in Bad Bevensen anzutreffen. Sie sammelte Erfahrungen als Mitarbeiterin in einem Krankenhaus.

In dieser Zeit lernte sie bei einer Abendmusik ganz zufällig einen der Chorsänger kennen, der sich als Gerhard Fischer vorstellte. 1966 wurde geheiratet.

Was die Orgel betrifft, startete sie noch einmal richtig durch: Sie entschied sich dafür, zwei Jahre lang zur Kirchenmusikschule in Hannover, gegenüber der Marktkirche, zu gehen, und legte das C-Examen ab.

Nach der Hochzeit wurde es etwas seltener mit den Orgeldiensten für die junge Ehefrau. Erst als den Achtzigerjahren Pastor Klaus Bathke in Völksen war, stieg Heidrun Fischer wieder in den Orgeldienst ein und wechselte sich mit der Organistin Gattermann bei den Sonntagsgottesdiensten ab.

Gemeinsam mit ihrem Ehemann gehörte sie aber schon damals dem Völksener Posaunenchor an, in dem sie bis heute mit dem Tenorhorn für die mittlere Lage steht, während ihr Mann mit der doppelzügigen Bassposaune für die tiefen Töne sorgt.

1997 kam ein Hilferuf aus Springe: Pastorin Ruth Barnewitz suchte händeringend nach einer Organistin. Bis 2015 fuhr Fischer regelmäßig in die Gemeinde am Ebersberg, um dort den Gemeindegesang zu begleiten.

Seit 2014 ist sie nun in ihrer Heimatgemeinde regelmäßig beim Orgeldienst dabei. Im Wechsel übernimmt sie das Orgelspiel bei den Gottesdiensten, spielt aber auch bei Beerdigungen und Taufen. Auch, wenn die Beine nicht mehr ganz so wollen wie sie selber, macht sie sich immer wieder auf den Weg an den Spieltisch auf der Empore.

Damit sie diesen mühseligen Weg nicht auch zum Üben an der Königin der Instrumente zurücklegen muss, hat sie in ihrer Wohnung in der Alten Töpferstraße auch ein Instrument stehen. Natürlich keine Pfeifenorgel, aber immerhin ein elektronisches Instrument mit zwei Manualen und einem Pedal, auf dem sie sich gut vorbereiten kann.